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20250409153011

8. April 1945, mittags am Hauptbahnhof

09:55
08.04.2025
Friedrich Winter war in jenen Jahren kurz vor Kriegsende im roten Backsteinbau der Polizei im Bahnhofsviertel, "Kommando" genannt, an verantwortlicher Stelle tätig. 1955, zehn Jahre später, erinnerte er sich an die Angriffe auf den Hofer Hauptbahnhof in der "Frankenpost" (veröffentlicht am 16.4.1955)
"Am Sonntag, dem 8. April, gegen Mittag, erhielt ich (Friedrich Winter) den Auftrag, mit einem Teil der Lehrabteilung die Ordnung am Bahnhof herzustellen. Der Bahnhof war vollkommen verstopft, Soldaten und Zivilisten lagen dicht gedrängt in den Zu- und Durchgängen der Bahnhofshalle umher. Nach meiner ersten Aufforderung, die Durchgänge freizumachen, heulte die Sirene. Einer zweiten Aufforderung bedurfte es nicht mehr. Der Bahnhof wurde leer, aber viele kamen nicht mehr in Sicherheit. Ich verwies am Bahnhofsplatz die Soldaten zum Alsenberger Tunnel, aber schon detonierten die ersten Bomben. Als ich unmittelbar nach dem Angriff aus meinem Unterschlupf gekrochen war, waren die Straßen verdüstert von Pulverdampf und Staub."

Kerstin Dolde

8. April 1945, 12.00 Uhr: US-Bomber kurz vor Hof

10:00
08.04.2025
Es ist Sonntagmittag, als sich die US-Bomber Hof nähern. 
Harald Dill hat Folgendes recherchiert: "Der 'Masterbomber', also der Verbandsführer mit dem für die Zielmarkierung verantwortlichen Bombenschützen, ist die Fortress 486D. Sie fliegt etwa 800 Meter vor dem Verband und geht vor dem Zeil auf 450 Meter herunter. Das Ziel, der Hauptbahnhof Hof, ist gut sichtbar. Lediglich drei einzelne Dunstwölkchen ziehen über den Bismarckturm. In Hof heulen die Sirenen."

Kerstin Dolde

8.April 1945, 12.10 Uhr: Ein Dröhnen liegt in der Luft

10:10
08.04.2025
Curt Pabst schrieb 1946 in seinem Rückblick für die Zeitung:
"Aber um 12.10 Uhr beginn es in den Lüften zu dröhnen. Bomber in gewaltiger Zahl rauschen von Westen heran. Der Dekan ruft durchs Haus: Alles in den Luftschutzkeller!"

Kerstin Dolde

8. April 1945, 12.14 Uhr

10:14
08.04.2025
Bei Familie Alfter in der Marienstraße 42 in Hof soll an jenem Weißen Sonntag in wenigen Minuten das Mittagessen serviert werden. Die ganze Familie ist versammelt, seit einiger Zeit ist auch eine Schwägerin mit ihrem Sohn aus Duisburg bei ihnen in Hof eingezogen. Im Ruhrpott ist es zu gefährlich geworden, da ist man ins ruhigere Bayern zur Familie ausgewichen. Der kleine Sohn Manfred hat heute Kommunionstag, die ganze Familie war gerade noch in der nahen Marienkirche.  Manfreds Hofer Tante Maria hat zur Feier des Tages Wackelpudding gekocht und in schöne Gläser abgefüllt. Diese stehen servierfertig auf dem  Wohnzimmerschrank.
"Mein Onkel hat noch aus dem Fenster gesehen, bevor wir essen wollten", erinnert sich später Irmgard Dolde, geborene Alter. Sie ist damals erst knapp 14 Jahre alt. "Da hat er laut gerufen: Die stecken schon ab, schaut nur, dass Ihr in den Keller kommt!", erinnert sie sich noch Jahre später. Da seien erst die Alarmsirenen losgegangen, als die Familie in den Keller rannte, fielen schon die ersten Bomben. "Der Wackelpeter zitterte in den Gläsern auf dem Schrank, die Gläser klirrten", erinnerte sie sich häufig. Als die Familie viel später wieder in die Wohnung kam, war alles heil geblieben, sogar der Wackelpudding.
Ganz anders sieht es im nahen Bahnhofsviertel aus. Dort gibt es Tote, Verletzte, Zerstörung - die Aufräum-, Lösch- und Rettungsarbeiten werden Tage dauern.

Die Erinnerung an jenen 8. April wird Irmgard Dolde bis zu ihrem Tod im Jahr 2021 nicht vergessen.  

Kerstin Dolde

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