Sowieso der Oberkiefer: „Wenn der Kiefer eine Familie ist, ist der Unterkiefer das Problemkind“, erklärt Ludwig. Denn im Unterkiefer sind kieferorthopädische Behandlungen wesentlich schwieriger und dauern länger. „UK-Nichtanlagen durch mesialen Lückenschluss im Unterkiefer zu behandeln ist in der KFO das Schwierigste“, so Ludwig. Spannend sind seine Alternativen, die vor allem im jugendlichen Gebiss funktionieren, so eine Hemisektion des unteren Milch-Fünfers zum Lückenschluss. Die Heilungsprozesse im Knochen ermöglichen mehr Zahnbewegungen, wodurch sich die Lücken schneller schließen lassen. Wichtig ist hier, einen Antagonisten für den OK-Sechser zu schaffen oder zu erhalten.
Die Philosophie von Ludwig ist die einer „frugalen Zahnmedizin“ ohne viele Geräte eher die Natur und die natürlichen Prozesse und Potenzen des Kausystems zu nutzen. Hier ist die Zahntransplantation eine fantastische Möglichkeit, so Ludwig, jedoch klappt das am besten mit jugendlichen Zähnen mit noch offenem Apex. Bei älteren Zähnen verursacht man mit der Extraktion ein Trauma, dass beim transplantierten Zahn spätere Rezessionen entstehen können. Dagegen „wenn der Wurzelkanal (nach Transplantation) obliteriert, ist das ein Zeichen von Erfolg“, so Ludwig.
Ein weiterer Fakt, um den man als Kieferorthopäde nicht herumkommt, ist die Tatsache, dass der Unterkiefer mit der Zeit schmaler wird und der intercanine UK-Abstand unveränderlich ist. Das führt dazu, dass in der UK-Front nach Engstandkorrekturen die Zähne vor dem Knochen stehen. Ludwig berichtete von Zahnärzten, deren Alltag zu 50 Prozent daraus besteht, Rezessionen nach KFO-Therapie zu reparieren. „Den UK bei Erwachsenen bitte nicht so manipulieren“, appelliert Ludwig an die kieferorthopädische Kollegenschaft.