„Eigentlich möchte ich viel lieber Zähne retten, aber heute muss ich über Zahnentfernung sprechen“, eröffnete der Berliner Zahnarzt und Parodontologe Dr. Holger Janssen den zweiten Kongresstag. Es gebe heute viel mehr Möglichkeiten zum Zahnerhalt, als sich viele im Alltag klar machten, so der Referent, und zeigte Beispiele aus der Parodontalbehandlung mit dem Einsatz der bekannten kieferorthopädisch forcierten Extrusion, wie sie Dr. Stefan Neumeyer neu aufgestellt hat.
Gerade mit diesen Verfahren lassen sich Zähne retten und die Strukturen in der Umgebung stabilisieren und erhalten – die Papillen wachsen mit, das Gewebe kommt mit und auch der Knochen wächst nach. Die Nachbarregionen behandelt man damit gleich mit, zitierte er Neumeyer. „Es werden eigentlich viel zu viele Zähne gezogen, die mit diesen Verfahren erhalten werden könnten“, so Janssen.
Was aber tun, wenn der Zahn gehen muss? „Sie sollten sich immer die bekannten und erforschten Prozesse vor Augen führen, die nach einer Extraktion im Hart- und Weichgewebe ablaufen“, so Janssen. Mit jeder Extraktion gehe wichtiges Gewebe, der „Bundle Bone“, unrettbar verloren. Die üblichen Vorgehensweisen führten in der Regel, auch wegen einer meist zu späten Versorgung der betroffenen Region mit Implantaten oder Prothetik, zu einem Verlust der Strukturen. Klinisch lasse sich maximal Volumen erhalten, histologisch sei aber meist nur Narbengewebe zu finden.
An verschiedenen Beispielen zeigte er die nach Implantation dann für eine langzeitstabile Lösung nicht zufriedenstellenden Ergebnisse. Oft ist wegen des fehlenden Gewebes die Hygienefähigkeit nicht gut. Meist seien die Patienten bei Extraktion eines Zahns noch jünger. Sie brauchen dann eine stabile Lösung über viele Jahre, mahnte Janssen. „Das würde ich mir für die Zukunft anders wünschen.“