Doch der Laden im nächsten Örtchen hat bereits zu. Ein älterer Mann meint, dass es nur noch im größeren Ort Schrozberg ein Geschäft gibt, das bis 20 Uhr geöffnet hat. Das heißt, dass ich sofort wieder aus dem Flusstal rausstrampeln muss, auf die Hochebene, knapp 16, 17 Kilometer bis zum Ziel, das ich dann um 19.55 Uhr erreiche. Schnell hinein in den Laden, ein paar Sachen zusammensuchen; nach mir macht die Verkäuferin Feierabend. Ich bin glücklich, muss jetzt aber immer noch einen Schlafplatz finden. Also sofort weiter auf dem Radweg Richtung Rothenburg ob der Tauber, der durch einen Wald führt.
Dort finde ich recht schnell eine Lichtung an einer Schutzhütte und fackele nicht lange, sondern stelle kurzerhand mein Zelt auf. Der Haken sind die vielen Insekten, die es hier auf mich abgesehen haben. Daher verzehre ich rasch meinen Proviant und mümmele mich in den kuscheligen Schlafsack, wo ich es mir mit meinem Ebookreader gemütlich mache. Am nächsten Morgen werde ich früh wach, packe zusammen und bin um 7 Uhr abfahrbereit.
Mein erstes Ziel heißt Rothenburg ob der Tauber, ein auf einem Hügel gelegenes mittelalterliches Städtchen, das wunderbar erhalten ist, denn es ist eine der wenigen Orte in Deutschland, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerbombt wurden. Mühsam geht es durch ein Burgtor bergauf zum Stadtkern. Das Auge kann sich an der Pracht aus liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern sattsehen. Ich suche mir einen Tisch in einem Café und bestelle ein ausgiebiges Frühstück. Es ist jetzt kurz nach acht, ich habe schon 20 Kilometer hinter mir. Bis zum Abend werden noch 80 weitere Folgen, doch jetzt gerade genieße ich das gute Gefühl, vor dem Frühstück und der Hitze des Sommertages schon ein Fünftel des Weges geschafft zu haben.