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Tag 8 - Es geht fast immer um Wasser

13:28
08.07.2023
"Wie kann man bei dem Wetter radfahren???" Die ältere Frau, die gerade vor ihrem Haus den Rasen mäht, kann es nicht fassen, dass ich jetzt, in der Mittagshitze, unterwegs bin. Gern erfüllt sie mir meine Bitte, meine Trinkflasche am Hahn aufzufüllen. Ob ich auch etwas essen möchte? Sie hätte frische Semmeln da. Doch ich lehne dankend ab: das kühle Nass reicht mir vollkommen aus, es ist eine Wohltat nach längerer Fahrt mit warmen Wasserresten in der Flasche. Die Geschäfte und Gaststätten in den hiesigen Dörfern hatten geschlossen, daher blieb mir nichts anderes übrig, als die Einwohnerin zu stören. Doch daraus entsteht ein freundliches Gespräch. 

Heute, am achten Tag, zeigt sich wieder einmal, welche entscheidende Rolle das Wasser spielt. Am vergangenen Samstag, beim Start, hatte ich zuviel davon, da regnete es den ganzen Tag. Die vergangene Woche war durchwachsen, doch jetzt ist eine Hitzewelle angebrochen, es gilt gerade eine amtliche "Warnung vor außergewöhnlicher Wetterlage" in Bayern. Die rasche Umstellung macht mir zunächst zu schaffen, doch gegen Nachmittag habe ich mich daran gewöhnt. Wichtig ist jetzt, ausreichend zu trinken (laut meiner Garmin Sportuhr habe ich allein am Donnerstag mehr als vier Liter Wasser verschwitzt - vier Liter!!!). Und sich beizeiten in den Schatten zurück zu ziehen. Zudem tauche ich das Piratentuch, das ich unter dem Helm trage, öfter unter Wasser, was eine angenehme Kühlung nach sich zieht. 

Am Sonntag, wenn es so richtig heiß werden soll, starte ich so früh wie möglich und mache dann eine lange Siesta. Der Ruhetag in Nürnberg am Freitag hat mir gut getan. Gern wäre ich noch länger geblieben, denn meine Gastgeber Jens und Mona waren sehr sympathisch und ich hätte noch viel sehen können. Doch wie Mona sagte: Du hast eine Mission zu erfüllen. Ich will so schnell es geht in die Ukraine gelangen. Bevor ich aufgebrochen bin, haben die beiden Gastgeber 100 Euro an LUkraine gespendet und mein Projekt dadurch unterstützt. Ich bin extrem dankbar; das hat mich motiviert, weiter zu machen. Egal, ob die Sonne brennt oder es wie aus Eimern schüttet. Kiew, ich komme!

Michael Merten

Tag 6 - Mit Radler und Risotto in Nürnberg

08:25
07.07.2023
Ich schlafe aus! Fast schon kommt es mir seltsam vor, doch tatsächlich liege ich am heutigen Freitag, dem 7. Tag, bis halb neun in dem wunderbar komfortablen Gästebett von Jens und Mona in ihrer Nürnberger Dachgeschosswohnung. Normalerweise wäre ich jetzt schon unterwegs, um die kühle Morgenfrische optimal auszunutzen, doch heute gönne ich mir meinen ersten Ruhetag. Was für eine Wohltat für den Körper nach sechs Tagen auf dem Rad mit 525,6 Kilometern und 4.144 Höhenmetern.

Jens und Mona sind Radreisende, die immer wieder via Warmshowers (eine Art Couchsurfing für Radfahrer) Gäste bei sich haben. So nun auch mich am Donnerstagabend, dem sechsten Tag meiner Tour. Mona ist noch länger unterwegs, doch Jens heißt mich herzlich willkommen, und obwohl wir uns zum ersten Mal überhaupt begegnen, sitzen wir auf der herrlichen Dachterrasse abends zusammen und unterhalten uns wie alte Freunde. Beeindruckend ist Monas Kräutersammlung, die sie in zahlreichen Töpfen und Schalen hochgezüchtet hat; Jens sagt, dass er da wenig von versteht ("die Töpfe sind meinetwegen beschriftet") und tendenziell übergießt. 

Die beiden leben sehr umweltbewusst und zeigen, dass es auch ohne Auto geht. Heute hat Jens eine Menge Sperrmüll wegfahren müssen; dafür hat er sich ein Lastenrad ausgeliehen. Er musste zwar dreimal hin- und herfahren und es erforderte etwas Geschick, doch es ging. Bei Radler und Risotto, verfeinert mit den Balkonkräutern, lassen wir den Abend von Tag 6 ausklingen, indem wir uns die Highlights der Tour de France von heute anschauen.

Michael Merten