Die statistischen Ämter haben am Montag neue Zahlen zur sogenannten Sterbetafel veröffentlicht. Damit wird berechnet, wie alt ein Mensch statistisch gesehen noch wird. Ein neugeborener Junge in Baden-Württemberg darf sich demnach auf durchschnittlich 79,5 Lebensjahre freuen, ein Mädchen sogar auf 84 - es würde bis zum Jahr 2102 leben.
Innerhalb Deutschlands und auch innerhalb Baden-Württembergs gibt es allerdings große Unterschiede. So haben Jungen in Sachsen-Anhalt
eine um drei Jahre geringere Lebenserwartung als Jungen in Baden-Württemberg. Im Südwesten ist der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald so wie schon in der Vergangenheit Spitzenreiter bei der Lebenserwartung, die Stadt Mannheim jedoch Schlusslicht. Der Unterschied beträgt ebenfalls um die drei Jahre.
In der Region Stuttgart werden Jungen aus dem Kreis Böblingen am ältesten (80,6 Jahre) und Mädchen aus dem Kreis Esslingen 84,4 Jahre). Das Statistische Landesamt schränkt aber selbst ein, dass die Ergebnisse "nicht überinterpretiert" werden sollten. Die Lebenserwartung errechnet sich nämlich aus der Sterbestatistik. Und für die ist relevant, wo jemand gestorben ist - nicht, wo er gelebt hat. Falls also viele hochbetagte Mannheimer ihren Lebensabend im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald verbringen, gehen sie in die dortige Sterbestatistik ein. Diese methodische Besonderheit wird umso relevanter, je häufiger Menschen anderswo leben als sie geboren wurden.
Die unterschiedliche Lebenserwartung liegt also weder in der besseren Luft noch der Schönheit des Schwarzwalds begründet. Vielmehr tragen der Bildungsstand und die Einkommensverhältnisse zu einem längeren Leben bei. Die höhere Lebenserwartung der Frauen gegenüber der der Männer ist teilweise genetisch bedingt, "vor allem aber auch auf unterschiedliche Verhaltensweisen zurückzuführen",
schreibt das Statistische Landesamt, "Frauen ernähren sich im Schnitt gesünder; sie setzen sich im Alltag weniger Gefahren aus, verüben deutlich seltener Suizid und nehmen häufiger Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch."
Insgesamt steigt die Lebenserwartung immer weiter an. 1970 Geborene werden 68,5 Jahre (Männer) beziehungsweise 74,5 Jahre alt Frauen) - das sind zehn Jahre weniger als heute Neugeborene. Allerdings
wurde zuletzt über ein Ende dieser Entwicklung diskutiert. Schuld seien vor allem Übergewicht und Herzerkrankungen.
Jan Georg Plavec