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Lehrer und Ethikrat warnen vor Corona-Politik des Augen zu und durch

07:49
30.10.2021
Angesichts stark steigender Corona-Zahlen haben Lehrerverband und Ethikrat davor gewarnt, mit einer Politik des Augen-zu-und-durch die Gesundheit vieler Schüler zu gefährden. Die Politik setze Lockerungen durch zu einem Zeitpunkt, an dem Gesundheitsschutzmaßnahmen eher zu intensivieren seien, kritisierte der Chef des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, mit Blick auf die Aufhebung der Maskenpflicht im Unterricht in einigen Bundesländern. Die Vize-Vorsitzende des Ethikrats, Susanne Schreiber, sagte - ebenfalls in der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag): «Auch, wenn schwere Verläufe bei Kindern seltener auftreten, werden bei starkem Infektionsgeschehen Hunderte von Kindern von Komplikationen betroffen sein.» Und: «Eine Augen-zu-und-durch-Mentalität reicht hier nicht aus.»

Meideringer sagte, die betreffenden Bundesländer handelten «gegen den ausdrücklichen Rat des in Deutschland für die Gefahrenabschätzung von Infektionskrankheiten zuständigen Robert-Koch-Instituts und die Mehrheit der Virologinnen und Virologen». Mit der Vielzahl von Infektionen bei Kindern nehme auch die absolute Zahl an Long-Covid-Folgen, Hospitalisierungen und PIMS-Syndromen bei Kindern zu. «Da geht es nicht um Hunderte, sondern dann um tausende Fälle.»

Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und den Verband Bildung und Erziehung (VBE) hängt eine Rückkehr zur Maskenpflicht von den örtlichen Inzidenzen ab. Beide Verbände pochen aber auf den flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern an Schulen, um etwaige Coronaviren einzudämmen. Viele Schulen seien damit «immer noch nicht so ausgestattet, wie es notwendig ist», sagte GEW-Chefin Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). VBE-Präsident Udo Beckmann beklagte, dass erst an einem Viertel der Schulen überhaupt einzelne Luftfilter eingesetzt würden. «Das ist schlicht zu wenig.»

Schreiber sprach sich für eine begrenzte Impfpflicht aus. Eine allgemeine Impfpflicht komme nicht in Frage. «Eine Impfpflicht für Berufsgruppen, die besonders gefährdete Personen betreuen, kann jedoch eine sinnvolle Maßnahme darstellen», sagte die Professorin für Theoretische Neurophysiologie an der Berliner Humboldt-Universität. «Gerade in der älteren Bevölkerung werden aktuell vermehrt Impfdurchbrüche verzeichnet, die im Einzelfall auch schwer verlaufen können. Die betreuenden Personen im medizinischen und pflegerischen Bereich sind berufsbedingt dem Schutz der ihnen anvertrauten Personen besonders verpflichtet.»

(dpa)

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