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Psychologe: Zweiter Lockdown wird anders erlebt als der erste

09:05
19.01.2021
Schwindende Angst vor einer Erkrankung und fehlende Erfolgserlebnisse angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen untergraben nach Einschätzung des Psychologen Stephan Grünewald die Einhaltung der Corona-Maßnahmen. Auch die als intransparent und inkonsistent erlebten Regeln trügen ihren Teil dazu bei, dass sich die Menschen derzeit anders verhielten als im ersten Lockdown im Frühjahr, teilte Grünewald in Köln mit. Diese Ergebnisse gingen aus einer tiefenpsychologischen Untersuchung seines Rheingold-Instituts hervor.

«Bei den Menschen hat sich mittlerweile eine Corona-Routine eingespielt», erläuterte Grünewald, der auch durch Bücher wie «Wie tickt Deutschland?» Bekanntheit erlangt hat. Im Frühjahr hätten viele unter dem Eindruck der schrecklichen Bilder aus Bergamo in Italien gestanden. Die damalige Situation sei als «abenteuerliche Ausnahmesituation» erlebt worden, die Ängste heraufbeschworen habe. Heute dagegen sei Corona für viele Teil ihrer Alltagswirklichkeit geworden.

Unterschiede ließen sich zum Beispiel im Einkaufsverhalten beobachten: Sei man im Frühjahr bemüht gewesen, möglichst alles in einem wöchentlichen Großeinkauf zu erledigen, so sei jetzt der tägliche Einkauf vielfach das soziale oder sinnliche Highlight des Tages. Möglichen Ausgangssperren sehe man daher äußerst besorgt entgegen.

Nach der langen Zeit im Lockdown äußerten auch Bürger aller Altersgruppen zunehmend das Gefühl, «dass ihnen das Leben durch die Finger rinnt, sie unwiederbringlich ihre Jugend oder die Freuden des Alters verpassen», so Grünewald. Als zunehmend zermürbend erlebten es die Menschen, dass ihre Opfer scheinbar nicht von Erfolg gekrönt seien, da die Infektionszahl hoch bleibe.

«Während im letzten Frühjahr die Zahlen sehr schnell runtergingen und zunehmend das Wetter besser wurde - was wie eine himmlische Belobigung erlebt wurde - wähnen sich die Menschen jetzt in einer Endlos-Dauerschleife, in der die guten Nachrichten wie der Impfstart sogleich wieder durch die Hiobsbotschaften von Virus-Mutationen überschattet werden», erläuterte Grünewald. Das schüre eine resignative Stimmung.

(dpa)

Wirtschaftsministerin warnt vor Folgen einer Homeoffice-Pflicht

09:04
19.01.2021
Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hält eine Homeoffice-Pflicht für Unternehmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie für falsch. «Ich kann nur davor warnen, die ohnehin schon von der Krise massiv gebeutelten Unternehmen jetzt noch mit zusätzlichen Dokumentations- oder Begründungspflichten zu belasten», sagte sie am Dienstag. «Die Unternehmen können jetzt alles brauchen, aber auf keinen Fall mehr Bürokratie.» Sie habe große Zweifel, dass eine Homeoffice-Pflicht notwendig sei, um das Infektionsgeschehen dauerhaft in den Griff zu bekommen. Für viele Beschäftigte sei eine solche Pflicht auch gar nicht so leicht umsetzbar und zum Teil mit erheblichen Belastungen verbunden. Sowohl bei Arbeitgeber- als auch bei Arbeitnehmervertretern im Südwesten waren die Planspiele auch schon auf Ablehnung gestoßen.

Hoffmeister-Kraut sagte, sie setze auf Freiwilligkeit, Einsicht und Verantwortung - nicht auf Zwang. Im Gegenzug erwarte sie, dass Regeln im Arbeitsschutz auch penibel eingehalten würden.

Die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder beraten am Dienstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über eine Verlängerung und mögliche Verschärfung des aktuellen Lockdowns. Eine Verlängerung der jetzigen Einschränkungen hält Hoffmeister-Kraut grundsätzlich für richtig.

(dpa/lsw)

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