Letztes Update:
20201108090916

11:50
05.11.2020
Warum Donald Trump so gegen die Briefwahl hetzt, obwohl er sie die vergangenen Wahlen selbst genutzt hat, ist klar. Er befürchtet, dass mehr Demokraten als Republikaner seinen Konkurrenten Joe Biden gewählt haben. Die Auszählungen in Michigan oder Wisconsin, wo die Briefwahlstimmen erst spät ausgewertet wurden und Biden den früh führenden Trump überholen konnte, deuten auf eine deutliche Briefwahl-Mehrheit für die Demokraten hin.

2016 bei der Wahl von Trump zum Präsidenten hatte bereits fast ein Viertel der Wähler per Post abgestimmt. Das waren gut 33 Millionen Stimmen. Im Bundesstaat Oregon gibt wird die gesamte Wahl per Briefwahl durchgeführt wird. Alle Experten hatten deren Sicherheit bestätigt, selbst viele Republikaner weisen Trumps Warnungen zurück.

Wahlbetrug ist in den USA sehr selten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Amerikaner die Briefwahl manipuliere, sei geringer als die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, hieß es.  

Thomas Kurtz

05:36
05.11.2020
Warum dauert das alles so lange? Ein Grund: Rund 100 Millionen Wähler haben bereits vor dem Wahltag ihre Stimmen abgegeben. Per persönlicher Vorwahl oder per Briefwahl. Vor der Wahl hatte die US-Post überraschend große Einschnitte bei Briefsortiermaschinen und Verteilzentren sowie in anderen Logistikbereichen durchgeführt. Der Postservice war jedoch schon zuvor nicht unbedingt sehr befriedigend. Das könnte dazu geführt haben, dass Briefwahl-Post eventuell nicht am Wahltag bei den Stimmenzählern angekommen ist. Aber da gibt es für jeden Bundesstaat Gesetze und Fristen, die das regeln. Der zweite Grund für das lange Warten: Der Stimmzettel ist vielerorts voll gepackt mit Wahlmöglichkeiten für diverse regionale und lokale Ämter.

Gegen die Briefwahl machte Donald Trump schon den gesamten Wahlkampf über Stimmung. Inzwischen geht er in verschiedenen Bundesstaaten gegen die Auszählung juristisch vor. In Pennsylvania zum Beispiel will er verhindern lassen, dass Stimmen gültig sind, die bis Freitag ankommen. Vor der Wahl hatte das Oberste Gericht der USA die Regelung zugelassen. Drei Konservative unter den insgesamt neun Richtern zeigten sich aber offen dafür, das Thema noch einmal aufzugreifen.

Trump klagt auch im Bundesstaat Michigan, wo die Medien bereits Biden zum Sieger erklärt haben. In Georgia zog er vor Gericht, weil 53 zu spät per Post eingetroffene Stimmzettel berücksichtigt worden seien. Im Bundesstaat Wisconsin, der ebenfalls Biden zugerechnet wird, verlangt er wegen einer knappen Entscheidung eine Neuauszählung.

Thomas Kurtz