Facebook verschärft vor der Ende Mai anstehenden
Europawahl seine Anstrengungen gegen die Ausbreitung von
Falschnachrichten. Unter anderem wird ein neues virtuelles
Lagezentrum eingerichtet, in dem Facebook-Mitarbeiter an
verschiedenen Standorten zusammengeschaltet werden. Sie sollen auch
Kontakt zu Behörden unter anderem in Deutschland halten, sagte die
zuständige Facebook-Managerin Tessa Lyons am Montag in Berlin.
Als zweiter unabhängiger Faktencheck-Partner in Deutschland nach dem
Recherchezentrum "Correctiv" wurde die Deutsche Presse-Agentur
vorgestellt. Facebook arbeite auf diese Weise weltweit mit 43
Organisationen zusammen, sagte Lyons.
20 verschiedenen Facebook-Abteilungen beteiligt
Das neue Lagezentrum zur Wahl des Europäischen Parlaments am 26. Mai
wird zu einer Blaupause dafür, wie Facebook künftig insgesamt das
Problem der Falschnachrichten eindämmen will. Dabei sollen
Software-Entwickler, Datenwissenschaftler, Politik-Experten rund um
die Uhr zusammenarbeiten. Insgesamt gehe es um Mitglieder von 20
verschiedenen Facebook-Teams, sagte Lyons. Das soll es Facebook
erlauben, Ressourcen schnell zu verlagern. Das Lagezentrum solle auch
mit Behörden wie zum Beispiel dem Bundesamt für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI) in Deutschland kommunizieren. Eines der
Ziele sei, Gefahren frühzeitig zu erkennen.
Das Lagezentrum soll auf mehrere Standorte verteilt agieren, unter
anderem im kalifornischen Hauptquartier in Menlo Park sowie der
Europa-Zentrale in Dublin. Die neue Struktur werde auch nach der
Europawahl intakt bleiben, betonte Lyons. Sie solle bei den Schüben
gefälschter Nachrichten nach einzelnen Ereignissen greifen, die
Facebook immer wieder beobachte.
"In den vergangenen zwei Jahren haben wir große Fortschritte gemacht,
sowohl beim Schutz von Wahlen als auch bei der Bekämpfung von
Falschnachrichten", sagte Lyons. Die Zahl der Facebook-Mitarbeiter,
die insgesamt in dem Bereich arbeiten, soll zum Jahresende von 20 000
auf 30 000 steigen. Zudem setzt Facebook auf Software auf Basis
künstlicher Intelligenz, die verdächtige Accounts und Beiträge
erkennen soll.
Facebook wurde vor allem nach dem US-Präsidentschaftswahlkampf 2016
vorgeworfen, zu wenig gegen die Verbreitung gefälschter Nachrichten
und von Russland aus geführte Propaganda-Kampagnen unternommen zu
haben. Im Jahr darauf löschte das Online-Netzwerk bereits
zehntausende verdächtige Accounts vor der Präsidentenwahl in
Frankreich und der deutschen Bundestagswahl.
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