Für Tobias Esch, Arzt und Glücksforscher, ist Stress gar nicht das Problem, das uns vom Glück abhält, denn der kann sogar gut sein! Es geht hier eher darum, wie unser Stress heute aussieht. Denn stellt euch vor, da stünde auf einmal ein Tiger in eurer Wohnung, was macht ihr? Wahrscheinlich kämpfen, weglaufen oder totstellen, und das alles deshalb, weil die Stressreaktion im Körper euch bei einer schnellen Entscheidung hilft. Dadurch konnte eine solche Reaktion früher Leben retten. Heute findet man aber nur selten einen Tiger in der eigenen Wohnung vor, und trotzdem zeigen sich Stresssymptome wie Schlaflosigkeit, die in einer akuten Bedrohungssituation helfen könnten – aber in der modernen Welt einfach nicht mehr enden, denn der „Tiger in Gedanken“ verschwindet nicht so schnell.
Der heutige Stress ist meist viel komplexer als ein bedrohlicher Tiger, denn hier spielen Faktoren wie eine belastende Arbeitswelt, eine falsche Berufs- oder Lebensentscheidung mit. Deshalb reicht es nicht, dass man mal eben schnell ein wenig Achtsamkeit zelebriert, wenn nicht der ganze Körper dabei ist. Alles gehört zusammen, betont Esch, Körper und Geist, und am Ende beeinflussen sich beide Ebenen und müssen gesund sein. Deshalb beginnt jede echte Veränderung bei sich selbst und mit der Frage, wo der Stress eigentlich wirklich anfängt – beim Beruf, den man aus den falschen Gründen gewählt hat, beim Partner, mit dem man unglücklich ist oder bei ganz anderen Teilen des Lebensstils?