Dentale Traumata sind mit Ruhe und Struktur relativ gut zu therapieren.
Dr. Anna-Louisa Holzner von der Universität Erlangen zeigte Möglichkeiten der Erstversorgung bei dentalen Traumata auf. Das Allerwichtigste: Ruhe bewahren. Weitere Schritte sind: Begleitverletzungen ausschließen, Tetanusschutz abklären und avulsierte Zähne oder Fragmente in die Zahnrettungsbox legen.
Nach Primärdiagnostik, Perkussionstest und Überprüfung von Sensibilität und Lockerung folgt die radiologische Diagnostik. Zur Dokumentation empfiehlt Holzner die Traumabögen der DGZMK (online zum Download). Die Lagerung ausgefallener Zähne erfolgt idealerweise in der Alveole, dann in der Zahnrettungsbox, in H-Milch (bis 3 Stunden). Traumata werden eingeteilt in Zahnfrakturen ohne/mit Pulpaeröffnung, Dislokationsverletzungen und Avulsionen.
Bei Zahnfrakturen ohne Pulpabeteiligung wird das Fragment mit flüssigem Komposit in Fehlfarbe reponiert, „die Optik kann am nächsten Tag optimiert werden“, so die Referentin. Bei Pulpaeröffnung muss endodontisch versorgt werden, um eine bakterielle Infektion zu vermeiden – Holzner empfiehlt innerhalb der ersten zwei Stunden eine direkte Überkappung, nach bis zu sechs Stunden eine partielle Pulpotomie, liegt der Unfall länger zurück, muss die Pulpa komplett entfernt werden.
Bei Wurzelquerfrakturen wird eine bakterielle Infektion wahrscheinlicher, je koronaler die Fraktur liegt. Bilden sich Fisteln oder Perkussionsempfindlichkeiten, steht eine Wurzelkanalbehandlung an. Dislokationsverletzungen werden allgemein flexibel für ein bis zwei Wochen geschient.
Bei Avulsionen muss differenzierter vorgegangen werden: Reposition, rigide Schienung und antiresorptive Maßnahmen – „die erste antiresorptive Maßnahme ist die Lagerung in der Zahnrettungsbox“, so Holzner. Ledermix eignet sich aufgrund antiresorptiver Eigenschaften als medikamentöse Einlage. Ist das Wurzelwachstum dislozierter Zähne noch nicht abgeschlossen, kann man auch abwarten. Beim ausgefallenen Zahn auch den Apex betrachten: ist er noch offen, kann man nach Reposition abwarten, bei geschlossenem Apex muss eine Wurzelkanalbehandlung erfolgen.
Holzners Tipps für die Praxis: eine Trauma-Minimalausstattung beinhaltet Zahnrettungsbox, flexible und rigide Schienen, flüssigen Komposit in Fehlfarben und Ledermix.
Nützliche Informationsquellen sind Apps wie ToothSOS oder die kostenpflichtigen Dental Trauma Guide und AcciDent App.
Quintessence News/KN