Hurtz hat sich mit dem fiktiven Profil Tim für eineinhalb Jahre in die rechte Social Media-Szene eingeschleust und innerhalb von kürzester Zeit 400 Freundschaftsanfragen bekommen. Auf seinen Account hat er hauptsächlich dadurch aufmerksam gemacht, dass er Kommentare schrieb - zunächst zustimmende, später auch kritische. Doch er musste schnell merken, dass diese nicht viel ausrichten. Sein Hinweis etwa darauf, dass es sich bei einem Artikel um eine Parodie handelt, ging in der empörten Flut an Kommentaren unter, erzählt Hurtz. Dass der intensive Austausch und die gefilterten Inhalte in der rechten Szene durchaus Auswirkungen auf die eigenen Ansichten haben, bekam Hurtz am eigenen Leib zu spüren: "Ich konnte nach diesen eineinhalb Jahren verstehen, warum Menschen, die sich nicht hauptberuflich mit Journalismus beschäftigen, in diese Kammern abdriften."
Katrin Baumer