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Täter erhielt Anruf aus Deutschland

20:36
12.12.2018
Berlin (ots) - Der mutmaßliche Attentäter von Straßburg Chérif C. wurde unmittelbar vor der Tat aus Deutschland angerufen.

Das erfuhr das rbb Inforadio aus Sicherheitskreisen. Er ging jedoch nicht ans Telefon. Unklar ist, wer ihn angerufen hat und warum. Dieser Frage gehen deutsche Ermittler nun intensiv nach.

Der Anruf ist ein weiteres Indiz dafür, dass Cherif C. Verbindungen nach Deutschland hat. 2016 war er in Deutschland vom Amtsgericht Singen zu einer Haftstrafe verurteilt worden, nachdem er in eine Apotheke in Engen in Baden-Württemberg sowie in eine Zahnarztpraxis in Mainz eingebrochen war. 2017 wurde er von den deutschen Behörden nach Frankreich ausgewiesen und mit einer Wiedereinreisesperre belegt.

Den deutschen Behörden war nicht bekannt, dass Chérif C. In Frankreich als islamistischer Gefährder geführt wird, obwohl er im Grenzbereich zu Deutschland lebt und in Deutschland in Haft gewesen ist. Auch das Schengeninformationssytem enthielt keinen Vermerk, dass Chérif C. in Frankreich als Gefährder geführt wird, sondern lediglich den Hinweis auf die Einreisesperre nach Deutschland.

Nils Horst

Kehl und Offenburg reagieren auf Terrorangriff

20:24
12.12.2018
Die Tram von Kehl nach Straßburg, Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft, kommt  aufgrund der Grenzkontrollen aus dem Takt.

In Kehl werden nur die  vorderen Tramtüren geöffnet, um die  Personenkontrolle durch die Polizei zu erleichtern. Dutzende Polizisten sind rund um den Kehler Bahnhof im Einsatz. Auch im Kern der Grenzstadt wurde reagiert. Zwar ist der Kehler Weihnachtsmarkt bereits zu Ende, in der Fußgängerzone habe man aber dennoch Anti-Terror-Poller aufgestellt, berichtet Annette Lipowsky von der Stabsstelle des Oberbürgermeisters. So soll ein mögliches Befahren der Einkaufsstraße wie im Dezember 2016 beim Anschlag auf den Breitscheidplatz in Berlin verhindert werden.

In Offenburg, etwa 20 Kilometer südöstlich von Straßburg gelegen, zieht indes die Stadt als Veranstalter des dortigen Weihnachtsmarktes Konsequenzen aus dem Anschlag in der elsässischen Grenzstadt. Man habe die "nächste Stufe" des Sicherheitskonzepts ausgerufen, erklärt Stefan Schürlein, Chef des Stadtmarketings. Da der Platz sowieso mit dem Auto nicht zugänglich sei, habe man zwar keine Anti-Terror-Poller, dafür unterstütze man nun mit mehr privaten Sicherheitsleuten als zuvor die Polizei. Grundsätzlich sei die Stimmung bei Besuchern und Beschickern allerdings "sehr entspannt".

Nils Horst

Auch Evelyne Gebhardt erlebt alles mit

20:22
12.12.2018
Unmittelbar miterlebt hat auch die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Evelyne Gebhardt (SPD), die Ereignisse  am Dienstagabend in Straßburg. Da in dieser Woche die EU-Parlamentarier in Straßburg zum letzten Mal in diesem Jahr tagen, war Gebhardt in der elsässischen Stadt zugegen.

"Als ich erfuhr, was passiert ist,  war ich sehr erschrocken. Mein Hotel ist in der Nähe des Tatorts. Viele Menschen flüchteten in die Lobby in meinem Hotel, sie haben Zuflucht dort gefunden. Dies wurde mir später mitgeteilt. Es war eine bedrückende Stimmung an diesem Abend in der Stadt", sagt die deutsch-französische EU-Politikerin auf Anfrage unserer Zeitung.

Sie selbst war bis 2.30 Uhr im unweit gelegenen EU-Parlament regelrecht eingeschlossen. Es herrschte wegen der angespannten Sicherheitslage eine Ausgangssperre, da der Täter noch im Stadtgebiet unterwegs war, sagt sie. Ihre für Mittwoch eingeplante Besuchergruppe hat sie "wegen der Ereignisse" für diese Woche abgesagt.

Auf die Frage, warum immer wieder Frankreich im Fadenkreuz von islamistischen Terroristen stehe, verweist sie  auf die großen sozialen Probleme bei der Integration von Einwanderern aus Nordafrika.

"Viele von den jungen Männer aus Nordafrika haben keine Zukunftsperspektiven und sind somit schneller anfällig, kriminell zu werden. In der französischen Integrationsarbeit ist daher noch viel nachzuholen, in Deutschland ist dagegen sehr viel mehr gemacht worden", sagt die 64   Jahre alte Gebhardt.

Der mutmaßliche Täter Chérif C. stammt wurde in Straßburg geboren; seine Vorfahren sollen aus Algerien stammen.

Nils Horst

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