In Cannes sitzt am Freitagmittag Sir Martin Sorrell auf der Bühne, Gründer und Ex-Chef von WPP. Der 73-Jährige sieht gut erholt aus und spricht mit dem Autor Ken Auletta ("Frenemies: The Epic Disruption of the Ad Business"). Das Gespräch ist bestens vorbereitet, Sorrell und Auletta spielen sich die Bälle zu. Die Themen reichen vom Cambridge-Analytica-Skandal bis zur Zukunft der Werbeholdings. Natürlich wollen die Zuhörer aber vor allem wissen, was Sorrell mit seiner neuen Firma S4 Capital plant und ob er noch etwas zu seinem Ausstieg bei WPP zu sagen will. Sorrell hat sich seither ruhig verhalten, nutzt nun aber die große Bühne.
"Wenn Sie ein Leck in der obersten Führungsebene haben, dann ist das eine extrem schwierige Situation", sagt Sorrell. Wer das Leck bei WPP gewesen sei, will er nicht sagen. Warum er WPP verlassen habe, stehe in der Email, die er an die 200.000 WPP-Mitarbeiter zu seinem Ausscheiden geschickt habe, so Sorrell. Aber: Er schließt nicht aus, dass er über die Vorfälle irgendwann in der Zukunft doch noch sprechen wird.
Mehr zu S4 Capital sagt er zunächst nicht. Er agiert als Chairman der neuen Firma. Sorrell hatte angekündigt, in die Werbung zurückkehren zu wollen. Im Vergleich zu den sechs großen Werbeholdings (WPP, Omnicom, Publicis, Interpublic, Havas, Dentsu) sei S4 Capital "Peanuts", so Sorrell. Aber er kenne genügend Menschen, die eine Allergie gegen Peanuts hegen würden.
Sorrell glaubt an das Überleben der Werbekonzerne, denkt aber, dass sie sich nochmal ändern müssen. Das Geschäft werde horizontaler werden, die Holdings müssten auch in örtlicher Hinsicht noch enger am Kunden dran sein. Er stellt in Frage, ob es auch in Zukunft noch die sechs großen bestehenden Holdings sein werden, die den Werbemarkt bestimmen.
Beim anschließenden Pressegespräch erzählt der bestens gelaunte Sorrell dann doch noch mehr über S4 Capital. Er will eine Digitalberatung aufbauen, sich auf Plattformen konzentrieren und kein klassisches Werbegeschäft abwickeln. "Ich habe zwar keinen unbegrenzten Zugang zu Kapital, aber einen ganz guten", sagt Sorrell.