Ok, so groß war die Fanbase für David Schwimmer jetzt nicht. Vor dem Debussy haben sich keine Schlangen gebildet, Marc Pritchard, der CEO von P&G, hat da schon mehr Leute gezogen. Alternde Serienstars und junge Kreative – es sind vermutlich zwei Welten. Nur bekennende Friends-Fans mussten David Schwimmer natürlich sehen. Der amerikanische Schauspieler hat in Cannes am Mittwoch ein Seminar mit Ari Weiss, CCO von DDB North America, und Rankin Carroll, President Fruity Confections CBU von Mars gehalten, dem Kunden. Thema: Der Skittles-Spot zum Super Bowl 2018, den nur ein einziger Mensch je zu Gesicht bekommen hat.
Die Kampagne kennt man ja: Skittles hat für den Superbowl einmal auf den big bang verzichtet. Geld sparen, trotzdem werben, lautete die Devise. Und natürlich hat die Marke daraus dann erst recht einen großen PR-Case gemacht. In den USA kann es sich keine große Marke leisten, beim Superbowl nicht präsent zu sein. Also haben Agentur und Kunde mit großem Aufwand einen Spot gedreht, den sie am Ende nur einem einzigen Konsumenten präsentiert haben, dem Teenager Marcos Menendez, gefunden auf einer Highschool. Vier Teaserspots waren dafür on air und als Marcos den Film dann schließlich anschauen durfte, lief ein 20-minütiger Facebook-Livestream mit. Der Buzz war entsprechend hoch.
Die Debatte im Palais des Festivals war natürlich bis ins Detail vorbereitet. Schwimmer hatte sämtliche Fragen, die er zu stellen hatte, mit gelbem Edding markiert, Witze inklusive. Aber dafür kam das Gespräch dann doch recht kurzweilig rüber. Schwimmer hat in der Kampagne selbst mitgespielt, den vier Teaser-Spots wie auch dem Hauptfilm, ist zu vermuten. „Es gibt keinen Schauspieler, der mehr Talent hat und auch noch so gut aussieht“, sagte Carroll. Schwimmer: „Das stimmt in der Tat“.
Routiniert führte der Schauspieler durch das Seminar. „Ihr müsst schon komplett verrückt gewesen sein, so eine Aktion zu starten“, sagt er. „Wir wollten Geld sparen“, entgegnet Carroll. "Und mal was Verrücktes ausprobieren“, so Ari Weiss. Das passt in der Tat zur Marke, auch wenn man kaum glauben mag, dass Skittles hier alles dem Zufall überlassen hat.
Skittles steht für dunklen Humor, den auch Schwimmer sehr liebt. „51 Jahre hast Du darauf gewartet, endlich einen Werbespot zu drehen. Was hat Dich schließlich zu Skittles getrieben“, fragt der Kunde. „Sicher nicht das Geld“, antwortet Schwimmer und lacht. Die Marke und ihr Humor hätten ihn immer schon angesprochen. Und er fügt hinzu: „Übrigens danke, dass Du mein Alter verraten hast.“
Mit der ganzen Kampagne hat Skittles, ohne groß in Media zu investieren, Millionen Menschen erreicht. „Damit wäre Marcos dann fast so berühmt wie ich“, sagt Schwimmer. Den Film hat übrigens bis heute niemand gesehen, auch in Cannes haben sie ihn nicht gezeigt und trotzdem ist der Spot, den nur eine einzige Person je gesehen hat, Beweis dafür, wie erfolgreich disruptive Ideen sein können.