Die deutschen Gewerkschaften sehen in dem am Mittwoch von Union und SPD präsentierten Koalitionsvertrag zugleich Fortschritte und Versäumnisse und haben vor allem vor einer Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes gewarnt. Verdi bezeichnete etwa die Stabilisierung des Rentenniveaus und geplante Investitionen als "wichtige Weichenstellungen für die Zukunft", übte zugleich aber Kritik an der geplanten "Verschlechterung des Arbeitszeitgesetzes" - etwa durch Flexibilisierungen bei der Wochenarbeitszeit und Anreize zur Mehrarbeit.
Verdi kritisierte außerdem die geplanten Steuersenkungen für Unternehmen, diese "reißen Löcher in die staatlichen Finanzen". Vermögende und große Erbschaften blieben hingegen unangetastet. Die IG Metall erklärte, die Gewerkschaft werde "die weiteren Schritte an einigen Stellen unterstützend, an einigen Stellen kritisch begleiten". Es gehe darum, "vom Verhandeln ins Handeln zu kommen".
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erklärte, der Koalitionsvertrag beinhalte "kluge und vernünftige Pläne, um die Wirtschaft anzukurbeln und Arbeitsplätze zu sichern" und lobte etwa die geplanten Entlastungen bei den Energiepreisen und das Bundestariftreuegesetz. Der DGB warnte zugleich die neue Regierung vor "Beliebigkeit und Aktionismus bei der Änderung des Arbeitszeitgesetzes". Arbeitszeit "ist und bleibt Tarifgeschäft".
Die beiden Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie forderten nun eine rasche Regierungsbildung. "Der Koalitionsvertrag macht deutlicher als das Sondierungspapier, dass es darum geht, nicht nur äußere und innere, sondern auch soziale Sicherheit zu verteidigen", hieß es. "Daran werden wir die Koalition messen."