Auch zwei Tage nach dem ersten Bombenangriff vom 5. April 1945 laufen in Bayreuth noch immer die Aufräum-Arbeiten. Und die Betroffenen sind noch immer geschockt.
„Nein, nein, auf Bomben waren wir nicht gefasst. Wir sind zwar jedes mal, wie es Vorschrift war, in den Keller gerannt, sobald die Sirenen losheulten. Aber dass es die Stadt, dass unser Haus einmal zerstört werden könnte, nein, daran haben wir nicht geglaubt.“ So erzählt es Zeitzeugin Gunda Karg im Jahr 1985 in einem Interview. Sie lebt 1945 in ihrem 1895 errichteten Elternhaus am Wilhelmsplatz 9, im Erdgeschoss befindet sich die Bäckerei Karg. Gunda Karg steht im Laden ihrer Bäckerei, als die Sirenen zum wiederholten Male an diesem Tag loslegen.
Als Gunda Karg nach dem Angriff wieder aus dem Keller steigt, brennt der Dachstuhl ihres Elternhauses, brennen die Häuser in der Nachbarschaft. Mitten in die Löscharbeiten der städtischen Feuerwehrmänner in der Bahnhofsgegend erfolgt gegen 11.30 Uhr eine zweite Angriffswelle. Einige der überraschten Feuerwehrmänner im Bereich Wilhelmplatz/Feustelstraße können sich nicht mehr in Sicherheit bringen, sieben von ihnen kommen ums Leben, sieben weitere werden schwer verletzt.
„Der Angriff war schlimmer als der erste“, erzählte Gunda Karg im Jahr 1985, „weil viel mehr Sprengbomben bei uns runterkamen.“ Ihr Keller, in dem nun auch die Nachbarn aus den bereits zerstörten Häusern hocken, hält das Bombardement aus. Als Gunda Karg und die anderen den Schutzraum unter dem Haus Wilhelmsplatz 9 gegen 14 Uhr wieder verlassen, herrscht ringsum nur noch Tod und Verwüstung. Zwischen den brennenden Löschfahrzeugen liegen die Leichen der Feuerwehrmänner. Weite Teile des Wilhelmplatzes sind ein großer qualmender Trümmerhaufen, die Friedrich-von-Schiller-Straße zum Bahnhofstraße zum Bahnhof hin aufgerissen von Bombentrichtern in dichter Folge. An der Goethestraße hat es einige Gebäude weggerissen, ebenso in der Nibelungenstraße.
Redaktion