Am Wilhelmsplatz erlebte Lina Giessel den Luftangriff am 5. April 1945 mit. Ihre Eindrücke von den folgenden Tagen schrieb sie in ihrem Tagebuch nieder. Ein Auszug:
„Man ging bei Angriffen in den Keller des Hauses, da aber all die vielen Menschen stets in den nahen Felsenkeller des Gefängnisses rannten, gingen wir auch in die großen Kellerräume, die voll von Flüchtenden waren. Dort saßen wir dann drei angsterfüllte Tage und Nächte. Wir getrauten uns in den Pausen der Angriffe nicht heraus. Die ersten zwei Tage gab es von der Stadt aus für alle Kellerinsassen Suppe, dann war es aber vorbei, da die Sirenen zerstört waren und auch die Kochgelegenheit im Gefängnis. Das Licht war zerschlagen, also brannten nur Kerzen, die aber bei Verbrauch des Sauerstoffs nicht mehr brannten. Der Lärm von Hunderten von Erwachsenen und schreienden kleinen Kindern war schrecklich. So saßen wir drei Tage und Nächte, dann kam am 11. April nochmals ein furchtbarer Angriff. Die Wände schwankten wie ein Schiff, es war entsetzlich und man glaubte, nicht mehr lebend aus dem Keller herauszukommen.“
Zum Bild: Lina Giessel (Foto von 1953) führte Tagebuch über die Luftangriffe auf Bayreuth und die bangen Stunden im Luftschutzkeller. Foto: Udo Meixner