Der Bundestagswahlkreis 195 (bis 2021 Wahlkreis 196) umfasst die kreisfreie Stadt Suhl sowie die Landkreise Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg. Sein Vorgängerwahlkreis umfasste bis 2013 nur Suhl, Schmalkalden-Meiningen und Hildburghausen. Bis 1998 bestand er aus Suhl, Schmalkalden, Ilmenau und Neuhaus.
Links oder Rechts?Er ist nicht in fester Hand. Vier Mal holte ihn sich die CDU, einmal die Linke und vier Mal die SPD, die auch in der aktuellen Legislaturperiode ihren Direktkandidaten (Frank Ullrich) durchbringen konnte.
Die MinisterinDie erste Wahlkreisvertreterin,
Claudia Nolte (CDU) war von 1994 bis 1998 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und und von 1996 bis 2000 im Präsidium der Bundes-CDU. Sie war bei ihrer Ernennung zur Ministerin 28 Jahre alt und damit das bisher jüngste Mitglied einer deutschen Bundesregierung. Der Umstand, dass sie zu ihrer Vereidigung als Bundesministerin eine Rüschenbluse trug, war wiederholt Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Am 30. November 1994 leitete sie zudem erstmals den EU-Ministerrat und war damit die bisher jüngste EU-Ratspräsidentin. Die gebürtige Rostockerin lebte seit Mitte der 1980er Jahre in Ilmenau. aber es hielt sie nicht in Thüringen. Zu den Kommunalwahlen in Brandenburg 2024 kandidierte sie für die CDU in Schöneiche bei Berlin.
Die Ost-BeauftrageIm Wahlkreis abgelöst wurde sie 1998 von Iris Gleicke (SPD) aus Schleusingen. Sie war zwischen 2005 und 2013 parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, von 2002 bis 2005 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und von 2013 bis 2018 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie. Im Kabinett von Andrea Merkel (CDU) war sie von 2014 bis 2018 Ost-Beauftragte. Außerdem war sie nach Juli 2014 Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Energie-Agentur.
Gleicke kündigte an, bei der Bundestagswahl 2017 nicht erneut als Abgeordnete zu kandidieren.
Der OlympiasiegerDer aktuelle Wahlkreisvertreter
Frank Ullrich (SPD), ein gebürtiger Trusetaler, begleitet zwar keine Spitzenämter in der Regierung, ist aber wegen seiner sportlichen Vergangenheit bekannt: Als Aktiver gewann Ullrich bei den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid die Goldmedaille im Sprint sowie zahlreiche Titel bei Biathlon-Weltmeisterschaften. Von 1987 bis 1990 trainierte er die DDR-Auswahl, von 1998 bis 2010 war er Bundestrainer der deutschen Herren-Nationalmannschaft im Biathlon. Von 2010 bis 2012 war Ullrich „Cheftrainer Nachwuchs“, von 2012 bis 2015 Bundestrainer der Ski-Langläufer.
Ullrich erhielt 2021 33,6 Prozent der Erststimmen - die SPD kam als Partei bei den Zweitstimmen auf 25,1 Prozent. Auf Rang zwei folgte bei den Erststimmen Hans-Georg Maaßen (damals CDU) mit 22,3 Prozent und Jürgen Treutler (AfD) mit 21,2 Prozent. Nur 1842 Erststimmen trennten die Kandidaten von CDU und AfD. Der SPD-Mann lag wiederum 19.062 Erststimmen vor der CDU.
Björn Höckes rechte Hand?Und 2025? Laut einem Forschungsprojekt von Professoren der Universität Mannheim, der Hertie School Berlin und der Universität Witten/Herdecke holt sich die AfD mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit das Direktmandat. Ihrem Direktkandidaten Robert Teske prognostizieren die Forscher 30 bis 49 Prozent der Erststimmen (alle Details
hier und unter
www.zweitstimme.org). Er ist
Büroleiter von AfD-Landeschef Björn Höcke.
Olaf Amm