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Tagebuch (17): Schwimmende Saunen

10:28
30.01.2025
Also diese Frau war wirklich mutig. Wir standen am Landskaia – genau auf der anderen Seite ist das Opernhaus von Oslo, das neue Wahrzeichen der Stadt. Die Frau war mutig, denn über eine Leiter stieg sie in das Wasser, sie kam gerade aus einer der schwimmenden Saunen, installiert vom ortsansässigen Saunaverein. Eisbaden nennt man das wohl. Wenn die Sonne scheint, kann man mit den Wohlfühloasen noch ein wenig auf dem Oslofjord herumschippern. Es ist Januar, zwei Grad vielleicht.
Wir erkunden die Innenstadt von Oslo und sind bei einer geführten Tour dabei. Die Erklärungen erhalten wir von Marta, einer jungen Frau aus Barcelona, die sich in Norwegen verliebt hat. Start der Tour ist der Tiger in der Nähe des Bahnhofs. Zur 1000 Jahresfeier der Stadt im Jahr 2000 hat das „Eiendomsspar“, ein Hausverwaltungsunternehmen, den Tiger Oslo geschenkt, seitdem hat die Hauptstadt einen 4,5 Meter langen bronzenen Tiger. Das ist der Hingucker, für die Besucher, wenn sie aus dem Bahnhof kommen. Das Opernhaus wurde 2008 eröffnet, 1300 Zuschauer können einer Aufführung beiwohnen. Es ist einer Eisscholle nachgebildet. Nicht weit weg davon ist das Munch Museum.
„Oslo hat 16 Bibliotheken, die, die sie hier sehen, wurde 2020 zur besten Bibliothek der Welt gekürt“, erzählt Marta. Wir laufen weiter durch den Finanzdistrikt, und Marta weist uns auf einen ironischen Sachverhalt hin. Norwegen hat mit die meisten Elektroautos in Europa am Start, doch die Leute, die sie fahren, arbeiten in der Ölindustrie ...
Vorbei an dem ältesten Gebäude der Stadt und dem ältesten Restaurant nähern wir uns der Festung Akershus. Den besten Blick auf den Fjord etwas unterhalb der Festung hat ein früherer US-Präsident, Franklin D. Roosevelt, pardon, es geht natürlich um die Statue. Wie es dazu kam? Präsident Roosevelt half Königin Marthe und ihren drei Kindern bei der Flucht aus Norwegen, als die Deutschen in Norwegen einmarschierten. Norwegen dankte ihm auf diese Weise.
In Oslo sind berittene Polizisten keine Seltenheit. Und schon treffen wir eine Polizistin hoch zu Ross. Hoppla, das Pferd kommt kurz ins Rutschen, es ist immer noch glatt. Die junge Frau hat es nicht eilig und fängt mit uns zu plaudern an. „Es ist Mittagszeit, das Pferd ist hungrig und es kennt den Weg“, erzählt sie. „Es liebt, die Leute zu erschrecken und lacht insgeheim darüber“, glaubt sie.
Als sie das berichtet, stehen wir vor der Stadthalle, in der jeden 10. Dezember der Friedensnobelpreis verliehen wird. Und nur der. Die anderen Disziplinen werden in Stockholm ausgezeichnet.
Beim Autor Hendrik Ibsen und seiner Statue vor dem Nationaltheater machen wir auch Halt. „Es ist der Dramatiker nach William Shakespeare, der am meisten gespielt wurde“, betont unsere Führerin. Das königliche Schloss ist in Sichtweite, der Tiger ist nun wieder in der Nähe.
Das waren ganz schön viel Informationen bei einem zweistündigen Spaziergang. Am Parlamentsgebäude endet die Tour. „Norwegen ist eine Monarchie, die Abgeordneten pflegen ein enges Verhältnis zu den Bürgern“, sagt Marta aus Barcelona zu den neugierigen Gästen.
Schön war es, alles in allem, in Oslo.

Udo Schöpfer