Der Schneeregen peitschte uns erbarmungslos ins Gesicht. Wir liefen und liefen. Wir verliefen uns. Es war dunkel. Es war glatt. Vor uns: große Brücken. Wir hatten Hunger. Wir hatten zu tun. Der Schneeregen hörte nicht auf. Wo war nur das verflixte Hotel?
Und dennoch: Wir waren froh, dass wir das gemacht haben. Wir waren uns einig: Der beschwerliche Trip in den Abendstunden hat sich gelohnt.
Wir besuchten das Museum „Munch“ am Oslofjord, untergebracht in einem Gebäude, das als beeindruckend sehr untertrieben beschrieben wäre. Es ist gigantisch.
Edvard Munch – das ist zunächst einmal „Der Schrei“, sein bekanntestes Gemälde. Der Norweger gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Moderne, nach dem Besuch des Museums ist das auch absolut nachvollziehbar. Auf vier Etagen sind die Gemälde, Grafiken, Zeichnungen, Fotografien und Skizzen zu sehen. Besonder beeindruckend fand ich die Gemälde zum Thema „Liebe“ und „Tod“. Ein Bild heißt „Eifersucht“, und ein grimmiger Herr schaut uns an, im Hintergrund eine Frau und ein Mann. „Der Verführer“ hält eine Frau im Arm. Ein Stockwerk höher sind „Die Sonne“ und „Die Forscher“ überdimensional groß. Das Gemälde „Die Forscher“ hat 50 Quadratmeter.
Größe ist auch ein Thema im „Polaren Entdeckermuseum“ Fram. Dort füllt ein einzigartiges Polarschiff fast das ganze Museum aus. Man kann darin herumwandeln, es ist das stärkste Holzschiff, das je gebaut wurde. Die Fram wurde bei den drei berühmten Polarexpeditionen von Fridtjof Nansen (1893-1896), Otto Sverdrup (1898-1902) und Roald Amundsen (1910-1912) eingesetzt. Gebaut wurde das Boot 1892. Wir dachten, wir Reporter seien abenteuerlustig. Unsinn. Was hatten die Männer damals für einen Mut.
So wurden wir zu Entdeckern und schritten das Schiff ab, steuerbord und backbord, oben und unten, bestaunten die engen Schlafräume, die Küche und den Esstisch, die Werkzeuge und die Säcke, Schuhe und Kompass. Vorne am Steuer ruckelt es, die Fahrt wird simuliert. Hinten kann man in eine Art Kältekammer gehen, das ist ein Simulator – und der Besucher bekommt auch hörbar einen Eindruck davon, wie es ist, wenn das Schiff im Eis gefangen ist und langsam in Stücke zermahlen wird. Ein bisschen gruselig ist das schon.
Es ist ja unklar, wann wir genau zurückreisen. Deswegen war es gut, die zwei Häuser der Giganten im Sauseschritt angeschaut zu haben. Auch das nimmt uns niemand mehr.