2019 war ich ja schon einmal in Herning. Damals fand die Weltmeisterschaft in Deutschland und ebenfalls in Dänemark statt. Ich kam für das Finale und das Spiel um den dritten Platz in der Arena Jyske Bank Boxen.
Während eines Müßiggangs vor den Spielen damals fiel uns die Bibliothek in Hernings Zentrum auf. Sie war auch am Sonntag geöffnet, was schon ein bisschen verblüffend war. In Touristenführern wird sie sogar als Attraktion genannt. Seit gestern nun wissen wir auch warum, denn wir statteten der Einrichtung, Café inklusive, einen Besuch ab.
Mein Kollege Rolf Bernardi und ich stöberten ein wenig, wir liefen durch das Gebäude und unser erster Eindruck von vor sechs Jahren bestätigte sich: was für eine freundliche, was für eine luftige, was für eine gemütliche Bücherei. „Die Bibliothek soll an ein Wohnzimmer erinnern, in dem sich jeder wohlfühlt“, erklärte uns Pia Damsgaard, eine Angestellte. Pia Damsgaard sprach uns an, als sie sah, dass wir neugierig durch die Gänge huschten und das eine oder andere Foto machten. Wir erhielten eine Exklusivführung. Nicht ohne Stolz verriet uns Frau Damsgaard, dass im vergangenen Jahr fast eine Million Gäste in der Bibliothek waren. Ausleihen kann man so viele Bücher und Schallplatten wie man tragen kann. Gedacht ist auch an die kleinen Leser, die in ihrer Abteilung (mit vielen Comicbüchern) in einem Netz ein wenig klettern können. Eine Tür ist einer Tür aus einem Harry-Potter-Film nachgestellt.
„Wenn wir alle unsere Bücher aneinanderreihen würde, kämen wir auf eine Länge von fünf Kilometern“, erklärte die Angestellte. 80 Prozent aller Bücher sind im Untergeschoss, das ist schon ein gewaltiger Anblick. Dort sind auch mehrere sogenannte „Stillerum“, die man buchen kann, wenn man sich mal in aller Ruhe über ein bestimmtes Thema den Kopf zermartern möchte. Und: Es gibt kulturelle Veranstaltungen jeder Art.
Ein kleiner Schwenk in die Tagespolitik: Was Pia Damsgaard denn eigentlich von den Plänen Donald Trumps halte, der gerne Grönland in die USA eingliedern möchte, wollten wir wissen. Treffer! „Meine Eltern haben drei Jahre auf Grönland gelebt. Ich war auch ein Jahr dort, arbeitete als Lehrerin“, erzählte die Dänin.
Kurz: „Ich habe ein großes Herz für Grönland“, betonte sie.
Wir versprachen, vor der Abreise noch einmal vorbeizuschauen.