Letztes Update:
20240726092132
Sven Wenzel
Sven Wenzel

Mögen die Spiele beginnen

21:29
25.07.2024
Der nächtliche Blick von  der Pont Notre Dame, jener Brücke, die vom Rathaus zur berühmten Kathedrale führt, ist verheißungsvoll. Es braucht für den Schnappschuss zwar etwas Geschick, um das Handy zwischen dem Absperrgitter hindurchzumanövrieren, doch es lohnt sich. Die Seine ist kaum in Bewegung in dieser Nacht vor der Eröffnung der Olympischen Spiele,  die Straßenlichter spiegeln sich im Wasser. Nicht einmal eines der berühmten Ausflugsboote ist unterwegs. Touristen und Pariser gehen über die Brücke, passieren die Checkpoints der Polizei. Am Ufer des Flusses türmen sich die Tribünen auf. Hier werden am Freitagabend die Boote bei der Parade der Eröffnungsgala entlangfahren. Tausende Zuschauer werden den Athleten zujubeln, die zwar nicht in eine Arena einziehen, wohl aber in die Stadt. Die Jugend der Welt, hochbegabte Sportler, Vollprofis und solche, die nur alle vier Jahre im Rampenlicht stehen, versammeln sich. Der Olympische Gedanke ist hier gerade sehr greifbar. 

Manche Gastronomen werden fluchen, weil ihr Restaurant in einer Sperrzone liegt. Im nahen Quartier Latin jubeln die Gastgeber derweil, die Umsätze Stimmen. Ein Feierabendbier sei erlaubt, am Nebentisch grölen Engländer. Sie sind für Olympia nach Paris gekommen. Im Fernsehen zeigen sie das Rugbyturnier, Frankreich hat gespielt, das Stade de France ist voll. Im Rugby stand bereits das Viertelfinale an.

Die deutsche Mannschaft ist mit gemischten Gefühlen in die Wettkämpfe gestartet. Florian Unruh wurde in der Qualifikation beim Bogenschießen stärker Dritter. Die Fußballerinnen haben 3:0 gegen Australien gewonnen, die Handballerinnen aber 22:23 gegen Südkorea verloren. Kein Stimmungshoch für Team D zum Start. Ob sie zur Eröffnungsfeier kommen, wissen sie noch nicht. Schwimmer und die Handball-Männer hatten ebenfalls abgesagt. Die Kanu-Mannschaft um Ricarda Funk ebenfalls. Genauso die Basketballer, wobei Dennis Schröder Fahnenträger ist. Die deutsche Delegation ist bei den Spielen eine der größten. Für die Eröffnung schrumpft das Team aber zusehends. 

Aber: wenn es der Spielplan und die körperliche Belastungssteuerung irgendwie zulassen, sollten die Athleten dabei sein, wenn das Feuer entzündet wird. Vielleicht entfacht es auch im Team eine Flamme. Und die Sportler könnten auf der Seine etwas verpassen, was sie später mal bereuen.

Sven Wenzel