Gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten bei 18 Parteien und Listen in Stuttgart, die mit 866 Kandidatinnen und Kandidaten zur Gemeinderatswahl antreten, dazu noch der ein Meter lange Stimmzettel zur Europawahl und die Wahlvorschläge für die Regionalversammlung. Das führt zu längeren Aufenthalten in der Wahlkabine. Es sei ein Kreuz mit den vielen Listen und Namen, finden manche.
Apropos Kreuz. Auf dem Birkenkopf, Stuttgarts 509 Meter hohen Trümmerberg, steht man über den Dingen und hat einen großartigen Ausblick auf die Landeshauptstadt. Etliche Freizeitsportler und Spaziergänger genießen am Mittag den Blick auf den Kessel. Auch zwei miteinander verwandte Ehepaare. Das eine wohnt auf den Fildern, das andere kommt aus Le Mans in Frankreich, wo’s ihnen wegen der Autorennen gerade zu laut ist. Sie unterhalten sich angeregt - auf Französisch. Auch über die „so wichtige Europawahl“, an der sie „selbstverständlich teilgenommen haben“, das Paar aus Frankreich per Briefwahl, das Paar von den Fildern gleich am Morgen nach Eröffnung des Wahllokals. „Gute Wahl!“, habe ihr am Morgen jemand beim Bäcker gewünscht, sagt die Dame von den Fildern. Dass die Wahl „gut ausgehen“ möge, hoffen alle vier. Die Sorge vor einem Rechtsruck ist da. Es brauche ein gemeinsames Europa, sagt das deutsch-französische Quartett auf dem Monte Scherbelino vor der Kulisse der Trümmer aus dem Zweiten Weltkrieg.
Jan Sellner