Content als USP - nur: Wer finanziert das? Diese zentrale Frage hängt über der #FuVi24-Diskussionsrunde mit Dr. Florian Herrmann, MdL, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, Kristina Freymuth, Vorstandsmitglied VAUNET / General Counsel DACH, Sky Deutschland und Björn Böhning, CEO / Sprecher des Gesamtvorstandes, Produktionsallianz.
Gekürzte EU-Förderungen im Produktionsbereich, ein Sky, das 2023 aus der teuren Fiktion ausgestiegen ist, um die wichtigen Bundesliga-Rechte weiter zu finanzieren. Zwei Fakten unter vielen im deutschen Produktionsmarkt. Für Herrmann steht nun im Kern der Diskussionen um die Novelle des Filmförderungsgesetzes (FFG) zum Jahreswechsel, die deutsche Fördersituation an internationale Konditionen anzupassen. Das Ganze müsse zudem zügig umgesetzt werden - das Ziel sei Anfang 2025, dann müssten die Vorgaben umgesetzt sein.
"Ich sehe das immer im Gesamtpaket" - aus Förderung und Steueranreiz, wie der bayerische Minister bei der Bewegtbildkonferenz deutlich macht. "Wir brauchen Gewissheit, daran mangelt es derzeit", so Herrmann mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen. "Wenn wir das Steueranreizmodell nicht übernehmen, wäre das verheerend", warnt der CSU-Mann in Richtung der Bundesregierung. Der Link zwischen Ländern und Bund in den Fragen "könnte besser sein", ergänzt Dr. Florian Herrmann. Der Dialog müsse besser werden. Es könnte etwas Gutes entstehen, hofft er.
"Wir erleben, dass sich nach der 'Sonderkonjunktur Corona', die Budgets sehr reduziert haben. Alleine im öffentlich-rechtlichen Bereich um circa zehn Prozent. Für die deutschen Anbieter ist das ein schwerer Schlag": Das ist die Ausgangslange, die es abzupuffern gilt. Und im Prinzip sei das Paket mit drei Säulen eigentlich gut austariert - bestehend aus Filmförderpaket, Steueranreizpaket plus Investitionsverpflichtungen der Plattformen und Anbieter, meint Böhning aus Sicht der Produktionsbranche. "Es geht nun um eine große industriepolitische Entscheidung", so der CEO. Deutsche Produktionen müssten wieder attraktiv und der europäische Bewegtbildmarkt müsse resilient werden gegenüber der Übermacht aus den USA, fordert der Vertreter der Produktionsbranche. Es sei notwendig, ähnlich wie in Frankreich oder Spanien, in den hiesigen Content-Markt zu investieren.
Was die Branche bewegt
Sky-Managerin Freymuth stimmt dem im Prinzip zu; der Teufel stecke in den Details der Förderbedingungen aus dem Entwurf für ein neues Gesetz. Das Problem bei der Investitionsverpflichtung sei, dass durch die Vorgaben die Content-Abteilungen nur noch mit Excel-Tabellen beschäftigt sein würden. "Wo bleibt da Platz für die Kreativität?", fragt sie und gibt zu bedenken: 20 Prozent Deutschsprachiges im VoD-Produktionsbereich - investiert ein Anbieter wie Sky mit hohen Risiko und ohne Investitionsverpflichtung von Seiten der Plattformen nicht am Publikum vorbei? Der zuständige Minister Herrmann pflichtet bei und wiederholt die Forderung nach dem "Dreiklang" einer Fördersituation im deutschen Markt.
Böhning weist zudem auf eine Teilung im Markt hin durch Streaming-Plattformen, die in der Regel einen Gesamtpreis für eine Produktion bezahlen würden, während Sender und Filmindustrie Hand in Hand durch langfristige Deals Marktimpulse setzen würden. Die Lage derzeit sei schwierig: "Alle hoffen auf den 1.1.2025 und verschieben durchaus große Produktionen in der Hoffnung, dass es dann besser wird." Böhning dringt daher auf die Notwendigkeit einer Einigung, um schnell Perspektiven für den deutschen Produktionsstandort zu schaffen.
Sky-Managerin Freymuth macht zum Abschluss deutlich, wie wichtig vor dem Hintergrund der härteren Marktbedingungen es sei, weitere drohende Beschränkungen bei der Reklame abzuwenden. "Wir leben von Werbung", betont sie. Bayerns Medienminister nimmt den Punkt auf und spricht sich gegen das viel diskutierte Werbeverbot für Süßes aus.