Jede Augmentation birgt Risiken, daher sollte man sie möglichst vermeiden, konstatiert PD Dr. Dr. Keyvan Sagheb, „das muss die Prothetik dann tragen.“ Man versuche dennoch, die Prothetik mit ins Boot zu nehmen. Sein Grundsatz: Augmentation vermeiden und über Alternativen reden wie schmale oder kurze Implantate.
Für die Augmentation wichtige Rahmenbedingungen sind ein stabiler Raum und der Faktor Zeit. Je besser das (Knochen)-Lager, desto weniger wichtig ist das Material. Je schwieriger der Fall, desto höher muss das regenerative Potenzial des Knochenersatzmaterials (KEM) sein. KEM ohne alles schafft maximal 3 mm in alle Richtungen.
Zur Lage des Defekts: innerhalb des skelettalen Envelops ist günstiger als außerhalb, wenn in mehrere Dimensionen aufgebaut werden muss. Partikuläres Material kann dem Defekt angepasst und seine Biologisierung frei eingestellt werden, die Gefäßeinsprossung erfolgt schneller, bei Dehiszenzen kann oft durch Antibiose noch ein Teil gerettet werden. Das KEM ist passend zum Zeitplan zu wählen. Knochenblöcke werden immer weniger verwendet.
Beim Knochenmanagement sind als Erhaltungsmaßnahmen Sofortimplantation zu nennen – hier ist die Extraktion so atraumatisch wie möglich durchzuführen, mit 3-D-Ausrichtung, Fallselektion und Gegenaugmentation sowie ARP ist vieles möglich. Zur Rekonstruktion gibt es Techniken wie den autologen Knochenblock, GBR, Schalentechnik und CAD/CAM-Titangitter, mit Knochenlamelle oder Titangitter kann sehr gut ein stabiler Raum geschaffen werden, beim Titangitter muss allerdings für die Entfernung alles komplett wieder aufgeklappt werden „da muss das Weichgewebe sehr gut funktionieren.
Insgesamt gilt es, so Sagheb, die biologischen Grundlagen zu beachten und Therapiealternativen zu berücksichtigen. „Vorbeugen ist besser als Rekonstruieren.“ Neue digitale Technologien können bewährte Konzepte stark verbessern und bei richtiger Indikation bieten KEM und Membranen ein hohes Potenzial.