Im zweiten Teil seines Vortrags stellte Dr. Jonas Lorenz die in der allgemeinzahnärztlichen Praxis am häufigsten eingesetzten Lappen- und Nahttechniken vor. Ziel ist immer ein spannungsfreier, möglichst minimal-invasiv präparierter, im Fall des Falles aber erweiterbarer Lappen, der ebenso spannungsfrei vernäht wird. „Der Mukoperiostlappen ist das ‚Working Horse‘ der Chirurgie“, so Lorenz. Dieser Voll-Lappen wird mit einer midkrestalen Primärinzision unter Knochenkontakt, ca. einem Millimeter nach oral verschoben, präpariert. Eine tiefe Periostschlitzungen sei nicht mehr Standard. Indikationen sind Implantationen, Freilegungen, Augmentationen, Weisheitszahnentfernungen etc. Probleme gibt es bei unzureichender Tiefe der Lappenanteile (Schnittführung nicht bis auf den Knochen) und unnötigen vertikalen Entlastungen.
Der zweite in der Praxis häufige Lappen ist der Spaltlappen als Mukosa- und Mukoperiostlappen. Der Vorteil: Das Periost bleibt auf dem Knochen, bei Vestibulumplastik essenziell. Die Präparation erfolgt über eine leicht nach oral positionierte mid-krestale Primärinzision nur in der subepitelialen Bindegewebezone. Eine intrasulkuläre Inzision erfolgt zur Entlastung im Bereich der angrenzenden Nachbarzähne. Wichtig sei, dass der Mukosalappen so präpariert wird, dass er weiter ernährt wird. Hier liegt eine der häufigsten Fehlerquellen. Indikationen sind zum Beispiel die Vestibulumplastik oder größere Augmentationen.
Lorenz bevorzugt dünnes, monofiles PTFE-Nahtmaterial (4-0 bis 6-0), üblich sind 3/8tel- oder Halbkreisnadeln, wobei erstere feinere Nähte ermöglichen. Resorbierbares Nahtmaterial ist nur bei schwieriger Wundlokalisation oder bei nicht compliancefähigen Patienten eine sinnvolle Option.
„Was macht meine Naht? Hält sie Wundränder zusammen oder positioniert sie einen Lappen?“ Danach entscheide sich die Wahl der Nahttechnik. Grundsätzlich unterscheidet man Adaptationsnähte und Positionierungsnähte, die Basisformen sind Einzelknopfnaht (adaptiert, aber positioniert nicht), Matratzennaht (stellt Wundränder auf, adaptiert sie aber nicht“ und Kreuznaht (befestigt zum Beispiel ein Augementat). Für die Praxis sollte man sich aber auch mit den erweiterten Nahttechniken wie Doppel-O-Naht (Wundverschluss auf zwei Ebenen), Laurell- oder Godwell-Naht für Bereiche, auf denen Spannung liegt, und die Periosthaltenaht befassen. Letztere wird eigesetzt für alles, was Fixierung am Periost und Ernährung braucht: Vestibulumplastiken, Spaltlappen, freies Schleimhauttransplantat etc.