In den Daten der bildgebenden Systeme auch in der Zahnmedizin steckt mehr. Das zeigte Prof. Dr. Bernd Stadlinger, Zürich, in seinem Vortrag mit faszinierenden Bildern. Die Technik des Fotorealismus in der Malerei geht auch in der Bildgebung – die Cinematic Rendering-Technologie erzeugt 3-D-Bilder, die einen sehr guten realistischen Einblick in die Strukturen von Hart- und Weichgewebe verschaffen. Es entstehen dreidimensionale Bilder, in denen man sich virtuell auch bewegen kann.
Die Frage der Genauigkeit dieser Rekonstruktionen sei für die Chirurgie zum Beispiel nicht so entscheidend, wichtiger sei die Tiefen- und Formwahrnehmung, die mit dieser Darstellung deutlich verbessert werde. Noch brauche diese Technologie relativ viel Rechenzeit, aber gerade im Bereich der Radiologie würden aktuell sehr viele Anwendungen mit KI zugelassen, so Stadlinger: „In unseren DVT steckt sehr viel Bildinformation, derer wir uns noch gar nicht so bewusst sind und die wir herausholen können.“ Hier stehe eine Revolution an, so seine Einschätzung.
Nicht so schnell werde es mit der Magnetresonanztomographie für dentale Anwendungen gehen. Diese sei aber sowohl für die Darstellung von Weichgewebe als auch für die von Hartgewebe inzwischen sehr leistungsfähig, auch die Scanzeiten würden immer kürzer. Selbst OPG-Darstellungen seien möglich. Aber das MRT sei von der Größe der Geräte und der Kosten noch nicht praxistauglich. Der Vorteil sei, dass es hier keine Strahlenbelastung für die Patienten entstehe.
Andere bildgebende Verfahren wie Intraoralscanner seien in der Praxis dann auch sinnvoller zum Beispiel für die Schleimhautdiagnostik einzusetzen. Gute Ansätze gebe es auch für das Selbstmonitoring der Patienten, aber dies sei noch nicht praxisreif. Eher Stagnation, so seine Beurteilung.
Faszinierend seien allerdings die Möglichkeiten der dreidimensionalen Bildgebung für die Lehre. Das demonstrierte Stadlinger sehr beeindruckend an colorierten, dreidimensionalen REM-Aufnahmen oder ganzen 3-D-Filmen, die komplexe Prozesse verständlich machten. Zweidimensionale Abbildungen seien schwerer zu erfassen als dreidimensionale, die Umsetzung in realistische Bilder erleichtere das Erlernen und Erfassen von komplexen Prozessen.
Er zeigte das an den Filmen der Reihe „Kommunikation der Zellen“ und dem Zellatlas in dieser Reihe. Das Buch bietet auch eine Augmented Reality-App, die Entwicklung reiche bis zum Computerspiel, bei dem man sich selbst in der Knochenstruktur wie in einem Videogame bewege. Die rasante Entwicklung der Computerspiele und der Gaming-Branche beflügele neue Anwendungen für die Lehre und interaktive Wissensvermittlung. „Hier erleben wir eine Revolution“, so Stadlinger.