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Eine Schaufel mehr hätte es gern sein dürfen, darüber waren sich die Freien Wähler bei der Wahlparty von Rainer Ludwig (rechts) einig. Doch die Zuwächse sowohl bayernweit wie auch im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach wurden natürlich mit zufriedenen Gesichtern zur Kenntnis genommen.

Wahlkreis Hof: AfD-Koller landet auf zweitem Platz

20:15
08.10.2023
Große Gewinnerin der Landtagswahl ist auch im Stimmkreis Hof die AfD (5,8 Prozentpunkte mehr als 2018). Mit 17,7 Prozent landet Direktkandidat Oliver Koller dem vorläufigen Auszählungsergebnis am Wahlabend zufolge bei den Erststimmen auf dem zweiten Platz hinter CSU-Mann Kristan von Waldenfels (49,6 Prozent).

Obgleich er damit den Einzug in den Landtag durch ein Direktmandat verpasst hat, besteht für ihn noch immer die Chance, über die Zweitstimmen in den Landtag einzuziehen: Er steht auf Platz drei der oberfränkischen AfD-Liste. Auch in seiner Heimatstadt Helmbrechts, die sonst als SPD-Hochburg gilt, gelang es Koller (21,1 Prozent), den Sozialdemokraten Schreiner (13,2 Prozent) weit hinter sich zu lassen.

„Das grundsätzliche Ziel, die größte Oppositionspartei in Bayern zu werden, haben wir erreicht“, kommentiert Koller. „Ich bin mit dem Gesamtergebnis zufrieden.“ Selbst wenn er den Sprung in den Landtag nicht schaffe, gehe die Welt davon nicht unter. Denn: „Wir hatten in Oberfranken viele gute AfD-Kandidaten“, findet er. Woran es liege, dass die Partei im Wahlkreis Hof um so viele Prozentpunkte zulegen konnte? „Wir haben einen sehr intensiven, zeitaufwendigen Wahlkampf gemacht“, sagt der Direktkandidat. In allen Städten seien er und seine Parteikollegen präsent gewesen mit verschiedenen Aktionen vom Infostand bis zum Stammtisch. „Wir waren nah am Bürger, haben viele – auch kritische – Diskussionen geführt. Deshalb haben uns mehr Menschen ihr Vertrauen geschenkt.“

Innerhalb der rechtspopulistischen AfD nimmt Koller eine eher gemäßigte Position ein. „Wer neonazistische oder rechtsradikale Interessen verfolgt, hat in der AfD nichts verloren. Dafür gibt es andere Parteien. Mich kann der Verfassungsschutz durchleuchten – wir stehen auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung“, betonte er jüngst im Gespräch mit unserer Zeitung. Seine Partei befürworte kontrollierte Einwanderung, aber „grenzenlose Migration“ überfordere die Kommunen, weshalb eine konsequente Abschiebung von kriminellen und abgelehnten Asylbewerbern notwendig sei. Zur AfD geführt hatte ihn seine ablehnende Haltung zur Flüchtlingspolitik der Merkel-Regierung. Er wolle die Wirtschaft stärken, führte er als eines seiner Ziele an, lehne Windkraft ab. Die Beiträge, die Koller auf seiner Facebook-Präsenz teilt, lesen sich – im Vergleich zu jenen, die mancher Parteikollege dort teilt – zwar populistisch und teils polemisch zugespitzt, kaum jedoch offen hetzerisch.

Nichtsdestotrotz: Das Vertrauen der AfD in die demokratischen Institutionen ist auch im Hofer Land offensichtlich nicht allzu groß: „Wir werden uns auf die Wahllokale verteilen, um flächendeckende Wahlbeobachtung durchzuführen“, kündigte Oliver Koller, der Landtags-Direktkandidat der Partei im Wahlkreis Hof, im Gespräch mit unserer Zeitung in der Woche vor der Wahl an. „Und das hat nichts mit der AfD zu tun, sondern das ist das Recht eines jeden Bürgers.“

Der zweite Teil des Satzes stimmt: Tatsächlich sind in Deutschland alle Wahlhandlungen öffentlich. Während die Wahlhelfer das Wahlergebnis ermitteln und feststellen, hat jeder Zutritt zum Wahlraum, sofern das ohne Störung möglich ist. So steht es allen Bürgerinnen und Bürgern offen, zu überprüfen, ob bei einer Wahl alles rechtmäßig vonstattengeht. Am ersten Teil des Satzes darf man getrost zweifeln: Seit Jahren schon fordert die AfD vor Wahlen systematisch zur Wahlbeobachtung auf. Ein Aufruf findet sich etwa auf der Internetseite der Partei: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, heißt es dort. Das impliziert Misstrauen gegenüber denen, die in den Orten für die Wahl verantwortlich zeichnen. Subtext: „Ihr steht unter Beobachtung!“

Innerhalb des AfD-Kreisverbandes hätten sich die Mitglieder abgesprochen und auf die Wahllokale aufgeteilt, berichtet Koller. Er selbst habe den Wahltag bis 16 Uhr mit seiner Familie verbracht. Danach schwärmte auch er in die – in seinem Fall Helmbrechtser – Wahllokale aus. Ob er dort Unregelmäßigkeiten festgestellt habe? „Da wo ich war, nicht.“

Nico Schwappacher

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