Letztes Update:
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Beantwortet Fragen aus dem Publikum: Prof. Irena Sailer

Okklusion bei Implantaten: „Wir wissen nichts“

14:20
22.04.2023
Dr. Sven-Marcus Beschnidt aus Baden-Baden schloss mit seinem Vortrag „Funktionelle Konzepte auf Zähnen und Implantaten“ die zwei Kongresstage in Berlin noch einmal mit einem Feuerwerk an Informationen für die Praxis ab. „Implantatprothetik für Patienten mit Biss“ oder ganz schlicht: „Okklusion in der Prothetik“. Das Thema sei unsexy, aber sehr wichtig, so Beschnidt, weil an der Okklusion sehr viel hängt, wie er aus seiner Erfahrung als langjähriger Sportzahnmediziner darstellte. „Jeder Spitzensportler wird wie ein CMD-Patient behandelt,“ erläuterte er. Nach einer umfassenden Bewegungsanalyse werden Performancesplints hergestellt, die für die Sportler wichtige Verbesserungen in der Stabilität bringen.

Dies adaptierte Beschnidt dann auf die Erfahrungen seiner implantologischen Karriere seit 1995. Dort war Funktion zu Beginn wenig im Fokus, mit entsprechenden Fehlschlägen in der Haltbarkeit der Restaurationen. „Was wissen wir eigentlich über Okklusion und Okklusionskonzepte auf Implantaten?“ Bei einer PubMed-Suche fanden sich mehr als 10.000 Arbeiten zu Komplikationen in der Implantologie, knapp 2.000 aber davon nur zur Prothetik. Das sei zu wenig, denn die Patienten erwarteten, dass die Prothetik lange funktioniert.

Die Okklusion steht dabei aber nur selten im Fokus, nach einem Peak der Forschung 2014 fast gar nicht mehr. Es gibt bis heute keine Evidenz dazu, so Beschnidt. „Wir wissen nichts, gar nichts“, aber man kann trotzdem ein Konzept haben gegen den okklusalen Overload auf Implantaten (dieses Konzept ist im „ITI Forum Implantologicum“ veröffentlicht worden).

Ein wichtiger Faktor sind der Implantatdurchmesser und die Abutmentkonstruktion/das Kronendesign. Beschnidt erinnerte an den wichtigen Regelkreis der Kaubelastung. Hier sei für die Kontaktsituationen von Implantaten und Zähnen und Implantaten untereinander zur Belastung nicht viel bekannt bis auf die Tatsache, dass sie bei Implantaten bis zu zehnfach größer ist. Und bei Steg- und Extensionskonstruktionen sind die endständigen Implantate oft hoch belastet.

Quintessence News/MM

Dr. Sven-Marcus Beschnidt
Der spannende letzte Vortrag des 37. Berliner Zahnärztetags kam von Dr. Sven-Marcus Beschnidt, Baden-Baden.

„Occlusal clearance“ mit Shimstock-Folie

14:20
22.04.2023
In Beschnidts Konzept spielt die Okklusionskontrolle mit Shimstock-Folie seit 20 Jahren eine wichtige Rolle. Sie sollte auf natürlichen Zähnen im Mund und im Modell normal sein, bei Implantaten aber eine „occlusal clearance“ von fünffacher Shimstock-Folie (30-50 µm) braucht, um für den Patienten einen okklusalen Komfort zu schaffen. Bei vielen Implantaten sei es vorteilhaft, vitale Parodontien (Zähne) zu erhalten, um eine Kontaktkontrolle zu behalten. Dies sei je nach den Kennedy-Klassen unterschiedlich anzupassen im Frühkontakt und Freedom of Centric. Bei zahnlosen Patienten mit festsitzendem Zahnersatz ist im Gegenkiefer eine balancierte Okklusion ratsam, bei herausnehmbarem Zahnersatz eine vollbalancierte Okklusion.

Der in der Regel nicht glückliche Kompromiss „Verbundbrücke“ erlebe in den Praxen gerade eine Renaissance, so Beschnidt. Vielleicht gebe es mit den neuen Materialien jetzt bessere Möglichkeiten, die Okklusion auf natürlichem Zahn und Implantat besser abzustimmen.

In der Praxis bedeute das, die möglichen Fehlerquellen in Praxis und Labor zu kennen und zu managen. „Ihr müsst mit Euren Zahntechnikern reden, nicht nur ein Zettel ‚Keramikkrone möglichst schnell‘“. Der Zahntechniker brauche so viel wie möglich Informationen über den Patienten.

Quintessence News/MM

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