Dr. Sven-Marcus Beschnidt aus Baden-Baden schloss mit seinem Vortrag „Funktionelle Konzepte auf Zähnen und Implantaten“ die zwei Kongresstage in Berlin noch einmal mit einem Feuerwerk an Informationen für die Praxis ab. „Implantatprothetik für Patienten mit Biss“ oder ganz schlicht: „Okklusion in der Prothetik“. Das Thema sei unsexy, aber sehr wichtig, so Beschnidt, weil an der Okklusion sehr viel hängt, wie er aus seiner Erfahrung als langjähriger Sportzahnmediziner darstellte. „Jeder Spitzensportler wird wie ein CMD-Patient behandelt,“ erläuterte er. Nach einer umfassenden Bewegungsanalyse werden Performancesplints hergestellt, die für die Sportler wichtige Verbesserungen in der Stabilität bringen.
Dies adaptierte Beschnidt dann auf die Erfahrungen seiner implantologischen Karriere seit 1995. Dort war Funktion zu Beginn wenig im Fokus, mit entsprechenden Fehlschlägen in der Haltbarkeit der Restaurationen. „Was wissen wir eigentlich über Okklusion und Okklusionskonzepte auf Implantaten?“ Bei einer PubMed-Suche fanden sich mehr als 10.000 Arbeiten zu Komplikationen in der Implantologie, knapp 2.000 aber davon nur zur Prothetik. Das sei zu wenig, denn die Patienten erwarteten, dass die Prothetik lange funktioniert.
Die Okklusion steht dabei aber nur selten im Fokus, nach einem Peak der Forschung 2014 fast gar nicht mehr. Es gibt bis heute keine Evidenz dazu, so Beschnidt. „Wir wissen nichts, gar nichts“, aber man kann trotzdem ein Konzept haben gegen den okklusalen Overload auf Implantaten (dieses Konzept ist im „ITI Forum Implantologicum“ veröffentlicht worden).
Ein wichtiger Faktor sind der Implantatdurchmesser und die Abutmentkonstruktion/das Kronendesign. Beschnidt erinnerte an den wichtigen Regelkreis der Kaubelastung. Hier sei für die Kontaktsituationen von Implantaten und Zähnen und Implantaten untereinander zur Belastung nicht viel bekannt bis auf die Tatsache, dass sie bei Implantaten bis zu zehnfach größer ist. Und bei Steg- und Extensionskonstruktionen sind die endständigen Implantate oft hoch belastet.