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Foto: Andreas Bühler

Streik legt Bühler Bahnhof lahm

10:35
27.03.2023
Nichts geht am Bühler Bahnhof. Der Streik im Öffentlichen Dienst entfaltet seine Wirkung. Der Bahnsteig ist menschenleer, kein Auto auf der angrenzenden Parkfläche. Nur im Backshop und in der kleinen Buchhandlung brennt Licht.

„Ich habe heute Morgen zum ersten Mal keine Parkplatzprobleme gehabt“, freut sich die Mitarbeiterin im Backshop. Sonst ist um den Bahnhof herum alles mit Pendler-Autos zugeparkt. Und nebenan in der kleinen Buchhandlung zeigt sich die Mitarbeiterin ebenfalls locker: „Es ist heute wirklich seltsam ruhig. Sonst kommt die erste Welle schon kurz vor sechs Uhr“, stellt die Frau fest.

Währenddessen wiederholt eine Frauenstimme auf dem Bahnsteig per Durchsage, dass auch der nächste Zug auf dem Fahrplan heute wegen des Streiks nicht fahren wird. Die etwas blechern klingende Stimme hallt weitgehend ungehört über den völlig leeren Bahnsteig.

„Ich bin hier angestellt und kann diesen Ausfall mit einer gewissen Distanz betrachten. Morgens ist hier sonst in aller Frühe wirklich was los. Heute waren es nur ein paar einzelne Kunden, die hier direkt in der Nähe wohnen. Gefragt ist die Zeitung und der Lottoschein wird ausgefüllt und abgegeben. Dann geht es zum Brötchenkauf in den Backshop nebenan“, plaudert die Frau gemütlich weiter.

Dort stehen zwei Kunden am Tresen. An einem kleinen Tisch sitzt Walter Morgenthaler. „Ich musste heute wegen des Streiks hier übernachten, jetzt frühstücke ich“, meint der Pendler aus dem Kaiserstuhl mit einem müden Lächeln. Der Pensionär macht in Bühl einen Aushilfsjob zwei Mal in der Woche. „So einen Streik kann ich gar nicht brauchen. Der kostet mich Geld. Man sollte die Gewerkschaft generell auf Schadenersatz verklagen. Das ist völlig unverhältnismäßig von beiden Tarifparteien, es überhaupt soweit kommen zu lassen.“

Plötzlich taucht ein Mann in hellroter Arbeitskluft auf. „Ja, wir arbeiten heute. Und das ist gut, weil wir durch den eingestellten Bahnverkehr unsere Ruhe haben“, deutet er in Richtung der weißen Absperrungen rechts auf dem Bahnsteig. „Wenn es viel regnet laufen die Schächte voll. Dann muss das Wasser abgepumpt werden, weil darin viele Kabel und Leitungen verlaufen“, erklärt er. Er und seine Kumpels sind für die Sicherheit der Arbeiter verantwortlich. „Wenn kein Zug fährt ist das mit Sicherheit gut für uns“, gibt er sich mit der Streiksituation zufrieden.

Vor dem Bahnhof sitzt ein Fahrer in seinem Taxi und liest Zeitung. „Wir fahren auch heute mit mehreren Fahrzeugen, denn die Krankentransporte sind ja nach wie vor auf der Tagesordnung. Nur zum Zug müssen wir heute niemand hierher oder nach Baden-Baden bringen“, beschreibt er die Situation für das Taxiunternehmen Zeller.

Andreas Bühler

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