Alfred Gislason versprühte zum Neustart der deutschen Handballer nach der chaotischen Corona-EM viel Enthusiasmus und frische Energie. «Wir wollen dort weitermachen, wo wir aufhören mussten. Durch Corona ist die Mannschaft ja leider nicht lange zusammengeblieben», sagte Gislason. «Es war wirklich schade, dass wir so frühzeitig von Corona getroffen wurden, denn wir waren auf einem sehr guten Weg. Wir setzen natürlich weiter auf diesen Kader.»
Als der 62 Jahre alte Isländer seine Schützlinge am Montag beim Lehrgang in der Sportschule Kamen-Kaiserau zur ersten Trainingseinheit bat, fehlte jedoch ein Quartett. Die Rückraumspieler Sebastian Heymann, Djibril M’Bengue, Philipp Weber und Kai Häfner mussten ihre Teilnahme absagen. Dafür nominierte Gislason Mittelmann Juri Knorr und Linkshänder David Schmidt nach.
Unabhängig vom Personal soll die Arbeit der kommende Tage bei den Länderspielen gegen Ungarn am Samstag in Gummersbach und Sonntag in Kassel erste Früchte tragen. «Das ist eine starke Mannschaft, die in den vergangenen Jahren immer besser geworden ist. Nur bei der EM sind sie gar nicht in Tritt gekommen», sagte Gislason über den letzten Test-Gegner vor den Playoffs um das Ticket für die WM 2023 Mitte April gegen Färöer.
Die EM im Januar, bei der das deutsche Team insgesamt 16 Corona-Fälle verzeichnet hatte und damit im Kampf um eine Medaille chancenlos war, ist aufgearbeitet und abgehakt. «Wir wollen zurück in die Spur und hoffen, dass wir schnell einen Schritt nach vorne kommen, weil wir die nächsten Events schon vor Augen haben», betonte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.
Unabhängig von den nächsten Gegnern will Gislason den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung der Mannschaft legen, «denn es ist viel wichtiger, was wir machen». Dazu gehört auch die Formierung eines neuen Abwehrblocks, nachdem die Kieler Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek, der jüngst seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt hatte, nicht mehr an Bord sind. «Es geht darum, dass möglichst viele Spieler diese Positionen mit gleichhoher Qualität besetzen können», sagte der Bundestrainer. «Wir werden mehrere Spieler benötigen, um den Innenblock zu bilden, nicht nur ein Duo, wie wir es mit Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek hatten.»
Reine Abwehrspezialisten sind dabei nicht mehr gefragt. «Der Trend, dass die Topspieler der Topnationen vorne und hinten spielen, ist klar erkennbar. Siehe Frankreich oder Schweden. Es macht keinen Sinn, wenn ein Spieler nur das halbe Feld beackert», beschrieb Gislason das Anforderungsprofil. Einer der Kandidaten ist Neuling Tim Zechel vom HC Erlangen.
Auf sein Länderspieldebüt hoffen darf auch Veit Mävers. Der Spielmacher vom Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf stand bereits im erweiterten EM-Aufgebot, bei der Endrunde dann aber nicht auf der Platte. «Er ist spielintelligent, torgefährlich und ein ganz anderer Spielertyp als die anderen Mittelspieler. Ich bin sehr gespannt auf seine Leistungen im Nationalteam», sagte Gislason.