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Verwirrung um Sperrstunde in Cherson

18:20
04.11.2022
In der von russischen Truppen besetzten ukrainischen Stadt Cherson haben die Behörden Verwirrung um eine Sperrstunde ausgelöst. Gleichzeitig forderten sie die Menschen erneut mit Nachdruck zur Flucht auf. Die Sperrstunde gelte rund um die Uhr für „Nazis und Helfer des Faschismus“, sagte der Vize-Chef der Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow, am Freitagabend in einer Videobotschaft in seinem Telegram-Kanal. Zuvor hatte auch die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass über eine Videobotschaft Stremoussows berichtet, wonach die Sperrstunde für alle Bewohner gelte. Er löschte das Video dann aber offenbar wieder.

Kremlchef Wladimir Putin sagte in Moskau, die Evakuierung der Stadt Cherson sei notwendig, damit die Menschen nicht durch Kampfhandlungen gefährdet würden. „Natürlich sollten jetzt jene, die in Cherson leben, sich aus der Zone der gefährlichen Handlungen entfernen“, sagte Putin bei einem Treffen mit Freiwilligen, die Flüchtlingen aus der Ukraine helfen.

Nach Angaben der russischen Besatzer, die eine Rückeroberung der Stadt durch ukrainische Truppen verhindern wollen, wächst in der umkämpften Region die Gefahr. Stremoussow stellte in einer neuen Videobotschaft klar, dass es für die Bürger selbst in der Stadt keine Einschränkungen gebe. Zugleich forderte er die Einwohner von Cherson mehrfach dringend auf, die Stadt zu verlassen.

Am 18. Oktober hatten die Besatzer angesichts massiven Beschusses von ukrainischer Seite zur Evakuierung der Stadt aufgerufen. Nach offiziellen Angaben sollen bereits 80.000 Menschen das Gebiet Cherson verlassen haben. Die Ukraine spricht von Verschleppung der Menschen.

Sebastian Oldenborg