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20221023180115

Russland schickt Zehntausende Zivilisten aus besetzter Stadt Cherson

16:13
23.10.2022
Russland hat in dem besetzten südukrainischen Gebiet Cherson angesichts des Vormarschs Kiewer Truppen mehr als 20 000 Zivilisten aus der gleichnamigen Stadt auf die andere Seite des Flusses Dnipro geschickt. „Wir haben allen Leuten, die uns heute gehört haben, vorgeschlagen, die Möglichkeit zu nutzen und in den linksufrigen Teil des Gebiets Cherson zu gehen“, sagte Kirill Stremoussow, der Vizechef der russischen Besatzungsverwaltung, am Sonntag in einem Radiointerview. Zugleich erklärte er, dass die Lage stabil sei und die Verteidigungslinien verstärkt würden.

Die Stadt Cherson liegt am rechten Ufer des Dnipro und war von Russland gleich zu Beginn des Angriffskriegs erobert worden. Ende September annektierte Kremlchef Wladimir Putin Cherson als eins von vier ukrainischen Gebieten auch offiziell für Russland. Die Lage der russischen Truppen westlich des Flusses hat sich aber gleichzeitig deutlich verschlechtert. Die ukrainischen Truppen haben systematisch die Nachschubwege der Russen über den Dnipro zerstört und rückten Anfang Oktober bei ihrer Gegenoffensive weiter auf die Stadt vor.

Jan-Felix Jasch

Kretschmer: Nach dem Krieg wieder Gas aus Russland nutzen

13:16
23.10.2022
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich für eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen nach dem Krieg ausgesprochen. „Wir brauchen langfristige Verträge für Flüssiggaslieferungen aus den USA, Katar und anderen arabischen Ländern. Außerdem müssen wir endlich eigenes Erdgas in der Nordsee erschließen. Und wenn der Krieg vorbei ist, sollten wir auch wieder Gas aus Russland nutzen“, sagte er der „Bild am Sonntag.“ Auf die Frage, ob er davon ausgeht, dass die beschädigte Gas-Pipeline Nord Stream 1 wieder repariert werde, sagte er: „Wir werden Pipeline-Gas brauchen, und das geht nur mit funktionierenden Pipelines.“

Ähnlich wie Kretschmer äußerte sich auch der Vorsitzende der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch. „Natürlich wird es eine Zeit nach Putin geben, dann können auch wieder Gespräche über Gaslieferungen aus Russland möglich werden“, sagte Bartsch den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag) mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Schlüssel sei aber der entschlossene Ausbau der erneuerbaren Energien.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil reagierte skeptisch auf Kretschmers Worte. „Das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland ist, so fürchte ich, auf Jahre zerrüttet. Ich sehe derzeit leider nicht, dass das durch den brutalen Krieg zerstörte Vertrauen in absehbarer Zeit wiederhergestellt werden kann“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Auch wenn sich alle „so schnell wie möglich“ Frieden für die Ukraine wünschten, liege die Zukunft der deutschen Energieversorgung nicht im Gas, sondern in erneuerbare Energien.

Jan-Felix Jasch