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Verband: Einzelhändler schließen früher wegen Corona-Demos

09:11
27.02.2022
Einzelhändler in vielen Städten Baden-Württembergs fühlen sich zunehmend gestört von den wöchentlichen Demonstrationen gegen die Corona-Politik. «In beispielsweise Balingen, Freiburg und Ravensburg gibt es große Probleme. Die Händler machen schon regelmäßig früher ihre Geschäfte zu», sagte die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, Sabine Hagmann.

Diese Corona-Demos sind laut Hagmann sehr problematisch. «Die Händler haben durch die früheren Schließungen hohe Umsatz- und Ergebniseinbußen in einer ohnehin schon schwierigen Zeit.» Vor allem dann, wenn es auch zu Gegendemonstrationen komme, sei die Lage schwierig. «Was das bewirkt, ist, dass die Polizei kommt. Da trauen sich die Kunden nicht mehr in die Geschäfte.»

Der Tübinger Großbuchhändler Christian Riethmüller sagte, die Lage in Reutlingen sei desaströs. Seit Wochen demonstrieren dort Tausende Menschen jeden Samstag in der Innenstadt gegen die Corona-Politik. «Sie betreten mit Trillerpfeifen die Läden, sind zum Teil aggressiv», sagte Riethmüller. Kunden kämen nicht mehr zum Einkaufen. «Kein Mensch hilft uns und kümmert sich». Martin Riethmüller von Osiander RavensBuch in Ravensburg sagte: «Wir schließen früher, weil in der Stadt nichts los ist.»

In Stuttgart sind die zahlreichen Demonstrationen auch ein Thema. 2010 seien es noch rund 400 im Jahr gewesen, sagte ein Sprecher der City-Initiative. Seit einigen Jahren seien es mehr als 2000. Das sorge für Verdruss. Die Demo-Teilnehmer wollten natürlich in die Innenstadt, um ihr Anliegen vorzubringen. Das könne aber Kunden abschrecken und dann für weniger Umsatz sorgen. Der Sprecher betonte, dass die Händlerinnen und Händler die Versammlungsfreiheit respektierten.

(dpa)

Corona wirbelt Bayreuther Festspiele wieder durcheinander

08:50
27.02.2022
Lange war es eines dieser ungeschriebenen Gesetze auf dem Grünen Hügel von Bayreuth: Nach einem «Ring»-Jahr folgen Richard-Wagner-Festspiele ohne Neuinszenierung. Das war einfach so, jahrzehntelang. Umso überraschender die kleine Sensation, die die Festspiele nun verkündeten: In diesem Jahr soll es im laufenden «Ring»-Jahr noch eine zusätzliche Neuproduktion geben.

Eröffnet wird das Opernspektakel am 25. Juli völlig überraschend mit einem neuen «Tristan» - und das, obwohl auch der mit Spannung erwartete und eigentlich schon für 2020 geplante neue «Ring» von Regisseur Valentin Schwarz mit den vier einzelnen Opern «Rheingold», «Walküre», «Siegfried» und «Götterdämmerung» auf dem Spielplan steht. In Summe wird es also in diesem Jahr ganze fünf neu interpretierte Wagner-Opern geben in Bayreuth. Ein absolutes Novum in der langen, langen Festspielgeschichte.

«Spätestens seit ich 1998 zum ersten Mal den Rausch der Bayreuther Akustik erlebt habe, war es mein Traum, hier einmal selbst zu dirigieren», wird Meister, der Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart, in einer Mitteilung seines Hauses zitiert. «Frecherweise habe ich mich damals, als Achtzehnjähriger, bei einer Führung durchs Festspielhaus auf den Dirigentenstuhl im Orchestergraben gesetzt; sechs Jahre später saß ich als Assistent erneut dort. Nun bin ich voller Dankbarkeit und Vorfreude, mit "Tristan und Isolde" nach Bayreuth "zurückzukehren".»

Als Tristan ist - wie schon in der Inszenierung von Katharina Wagner - Stephen Gould zu sehen. Seine Isolde wird gesungen von Catherine Foster. Die weiteren Partien übernehmen Georg Zeppenfeld (Marke), Markus Eiche (Kurwenal) und Ekaterina Gubanova (Brangäne).

Dass das Ganze trotz der hochkarätigen Besetzung anders geplant war und eine Notlösung ist, räumen die Festspiele unumwunden ein: «Im Falle eines Infektionsgeschehens soll der Spielbetrieb dennoch aufrechterhalten werden.» Ohne die neue Version von «Tristan und Isolde», die Regisseur Roland Schwab und Dirigent Cornelius Meister aufführen sollen, drohen nämlich womöglich Lücken im Spielplan, sollte die Corona-Pandemie im Sommer noch einmal richtig zuschlagen.

Denn mit dem «Holländer», dem «Tannhäuser» und dem «Lohengrin» stehen drei große Chor-Opern auf dem Programm, die womöglich vom Spielplan fliegen, wenn die Infektionszahlen Dutzende singende und Aerosole versprühende Menschen auf der Bühne nicht zulassen. «Die Besonderheit zweier Neuproduktionen liegt darin begründet, dass die Corona-Situation auch für den Chor der Bayreuther Festspiele ein erhöhtes Risiko birgt», heißt es.

Im vergangenen Jahr hatten die Festspiele sich damit beholfen, den Chor aus einem Probenraum einzuspielen und nur schweigende Statisten auf die Bühne zu stellen. Das tat dem berühmten Klang natürlich einigen Abbruch und bescherte dem Chor in Bayreuth völlig unübliche Buh-Rufe. Das soll wohl nicht noch einmal passieren: «Die künstlerischen Planungen sehen vor, dass der Chor wieder singend auf der Bühne agiert», teilten die Festspiele mit.

Sollten also die drei Opern im schlimmsten Fall nicht aufgeführt werden können, könnte es dann womöglich mehr «Tristan» - von dem erstmal nur zwei Aufführungen geplant sind - geben. Denn auch wenn es im «Tristan» ebenso wie in der «Götterdämmerung» ebenfalls einen Chor gibt, fällt der deutlich kleiner aus als in den drei großen Chor-Opern und könnte notfalls auch wieder eingespielt werden.

Es ist also auch in diesem Jahr kompliziert. «Die Corona-Pandemie hat auch Einfluss auf die Planbarkeit des Spielplans. Insbesondere muss sorgfältig abgewogen werden, ob und unter welchen Rahmenbedingungen große Chorwerke zur Aufführung kommen können oder ob vorrangig Werke mit kleinerer Besetzung gespielt werden sollen», sagte der geschasste bayerische Kunstminister Bernd Sibler (CSU) in der vergangenen Woche. «Es ist sinnvoll, in die endgültige Spielplangestaltung die aktuellen, derzeit sehr dynamischen Entwicklungen mit einzubeziehen.»

Eine gute Nachricht hatte er quasi zum Abschied aber auch: «Ich halte ich es für durchaus vorstellbar, dass die Festspiele im Sommer wieder vor einem vollständig besetzten Haus stattfinden können.» Im vergangenen Jahr war nur die Hälfte der üblicherweise knapp 2000 Zuschauer zugelassen.

(dpa)

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