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Lauterbach geht von weiteren Corona-Einschränkungen aus

08:03
27.11.2021
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht angesichts der vierten Corona-Welle und dem Auftauchen einer möglicherweise besonders gefährlichen neuen Virusvariante von weitergehenden Einschränkungen aus. «Tatsächlich ist das Infektionsgeschehen aggressiver als gedacht», sagte er in den ARD-«Tagesthemen» am Freitagabend. Zwar hätten die Maßnahmen gewirkt, die Kontakte gingen etwas zurück. «Aber es ist noch nicht da, wo es sein müsste, und es wird auf jeden Fall notwendig werden, dass wir nachschärfen, davon gehe auch ich aus.»

Lauterbach sagte weiter: «Was insbesondere große Probleme macht, ist tatsächlich, dass die Kontrollen von 2G und 2G-plus überhaupt nicht angemessen stattfinden.» Zudem gebe es nach wie vor zu viele große Veranstaltungen. «Und es sind aber gerade diese großen Veranstaltungen und auch die vollen Lokale, die vollen Geschäfte, die uns die Probleme machen.»

Dass die im Süden Afrikas aufgetauchte, möglicherweise gefährliche Variante B.1.1.529 auch Deutschland erreichen könnte, bereitet Lauterbach große Sorgen. Wenn das passieren würde, dann hätten wir ein riesiges Problem. «Denn es ist nichts schlimmer, als eine besonders gefährliche Variante in eine laufende Welle hineinzubekommen.» Die Variante scheine für Geimpfte und Ungeimpfte gefährlich zu sein. «Daher müssen wir mit Reisebegrenzungen hier arbeiten, hier zählt wirklich jeder Tag, der gewonnen werden kann, bis diese Variante kommt.»

Lauterbach betonte, die Booster-Impfungen würden auch vor dieser Variante schützen, weil der Boostereffekt so enorm stark sei. Wenn sich diese Variante aber tatsächlich massiv durchsetzen würde, was man derzeit aber nicht wisse, «dann müsste ein neuer Impfstoff entwickelt werden. Der wäre dann in drei Monaten auf dem Markt».

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Variante B.1.1.529 am Freitag als «besorgniserregend» eingestuft. Experten befürchten, dass die vielen Mutationen der Variante dazu führen, dass sich der Erreger schneller ausbreitet oder die Impfstoffe ihre Schutzwirkung verlieren. Am Freitag wurde ein erster Fall in Belgien gemeldet.

(dpa)

Städte- und Gemeindebund: Großveranstaltungen setzen falsches Signal

08:03
27.11.2021
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat die Corona-Lage als «äußerst dramatisch» bezeichnet und Bund und Länder zu schärferen Maßnahmen aufgefordert. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Unser Gesundheitssystem kommt an seine Grenzen, die Infektionszahlen steigen ungebremst. Eine weitere, möglicherweise noch gefährlichere Virus-Variante ist in Südafrika erstmals aufgetreten. Volle Fußballstadien und Großveranstaltungen gehen in dieser kritischen Phase der Pandemie nicht und setzen ein vollkommen falsches Signal.»

Die bisher von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen reichten zur wirksamen Bekämpfung der Pandemie erkennbar nicht aus, so Landsberg. «In Teilgebieten Deutschlands mit extrem hohen Inzidenzzahlen wird es ohne einen Lockdown nicht gehen. Mit dem Auslaufen der epidemischen Notlage fehlt dafür allerdings die notwendige Rechtsgrundlage.» Hier sei die künftige Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP gefordert, im Bundestag noch vor der Weihnachtspause erneut die epidemische Notlage festzustellen, um so die notwendigen Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen.

«Gleichzeitig brauchen wir endlich eine mittelfristige Strategie, damit Deutschland nicht in die Endlosschleife der Pandemie gelangt», sagte Landsberg. «Dazu gehört zum Beispiel die Einführung von Impfpflichten insbesondere für berufsspezifische Gruppen in medizinischen Berufen und in der Pflege. Da wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Impfungen in ihrer Wirkung deutlich nachlassen, müssen schon jetzt die Vorbereitungen getroffen werden, um regelmäßige Booster-Impfungen für alle anzubieten. Daneben ist eine Kommunikation der Regierung unverzichtbar, die den Menschen die Dramatik der Lage deutlich macht und damit hoffentlich einen Impuls für mehr Impfungen auslöst.»

(dpa)

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