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Virologe Streeck: Gehen erneut unvorbereitet in Herbst und Winter

03:56
29.10.2021
Deutschland ist aus Sicht des Virologen Hendrik Streeck unzureichend für die nächsten Pandemiemonate gewappnet.

«Wir gehen leider erneut sehr unvorbereitet in Herbst und Winter», sagte der Direktor des Virologie-Instituts der Universität Bonn der Deutschen Presse-Agentur. «Entspannt sehe ich das nicht: Die Kapazitäten auf Intensivstationen sind reduziert, wir können gegebenenfalls auch wieder mit einer Grippewelle rechnen, wir haben keine gute Erfassung des Infektionsgeschehens, aber wieder eine höhere Mobilität.»

Mit dem breiten Angebot kostenloser Schnelltests habe es ein gutes Standbein zum Erkennen von Infektionen gegeben, betonte Streeck. Nun darauf zu verzichten, halte er für falsch.

«Den Rat zur Impfung kann man nicht oft genug geben», sagte Streeck. Auch die berichteten Ansteckungen bei Geimpften seien kein Argument dagegen. «Das Ziel bei der Impfstoffentwicklung war nicht in erster Linie, eine Immunantwort auszulösen, die vor jeglicher Infektion schützt. Es ging immer im Kern um den Schutz vor schweren Verläufen.» Wegen sogenannter Durchbruchinfektionen könne man keinesfalls von einem Versagen der Impfstoffe sprechen.

Eine Ausweitung des Angebots von Drittimpfungen auf die breite Bevölkerung hält Streeck derzeit nicht für nötig. «Booster sind sinnvoll für die Gruppen, denen dies bereits empfohlen wird», also etwa Immungeschwächten und Menschen ab 70. «Alle anderen sind nach der Zweitimpfung in der Regel sehr gut vor einem schweren Verlauf geschützt. Wichtiger als Auffrischungen bei ihnen ist das Schließen der Impflücken bei den über 60-Jährigen.» Auch würden die Impfdosen in anderen Ländern dringlicher benötigt.

(dpa)

DB-Regio-Chef: Maskenpflicht im Nahverkehr noch bis Ostern

03:43
29.10.2021
DB-Regio-Chef Jörg Sandvoß hofft in der Wintersaison auf weiter bestehende Maskenregelungen im öffentlichen Nahverkehr.

«Die Masken werden konsequent getragen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur auf einem ÖPNV-Branchentreffen in Frankfurt am Main. Im Sommer 2020 habe es in Großstädten noch ein größeres Problem mit Maskenverweigerern gegeben.

«Das ist weg. Die Akzeptanz der Masken ist extrem hoch. Deswegen ist für uns wichtig, wenn die pandemische Lage jetzt ausläuft, dass es zumindest Regelungen gibt, dass wir im ÖPNV in der Wintersaison, bis Ostern, die Maskenpflicht aufrechterhalten.» Momentan trage die Maske «definitiv zum Sicherheitsgefühl bei».

Das Vertrauen, den öffentlichen Nahverkehr trotz andauernder Pandemie nutzen zu können, sieht Sandvoß zurückgekehrt. «Wir sind jetzt auf einem Niveau von 70, teilweise 80 Prozent der Vor-Corona-Zeit.» Im ländlichen Bereich sei es noch etwas weniger, in den Städten hingegen gebe es teilweise wieder über 80 Prozent des Fahrgastaufkommens. «Wir haben viel in zusätzliche Hygiene und Sicherheit investiert», betonte er.

Doch die Rückkehr der Fahrgäste zeige sich nicht nur bei den Pendlerzahlen. «Wir sind an den Wochenenden schon fast wieder auf dem Niveau von vor Corona.» Im Nahverkehr werde deutlich mehr Ausflugs- und Freizeitverkehr verzeichnet.

«Die Menschen haben während Corona festgestellt: Es ist schön im Odenwald, an der Mecklenburgischen Seenplatte und im Bayrischen Wald», so Sandvoß. «Was uns zur Zeit noch fehlt, sind die Fahrgäste zu den Fußballspielen, Weihnachtsmärkten, Oktoberfest – das sind für uns ja immer Großkampftage, an denen alles rollt, was da ist.»

Zusammen mit den Verkehrsverbünden solle in den kommenden Monaten geprüft werden, «ob wir den Wochenendverkehr an einigen Stellen nicht noch verstärken», sagte Sandvoß. «Bei der S-Bahn Stuttgart beispielsweise erhöhen wir das Angebot schon ab Mitte Dezember auch samstags auf einen 15-Minuten-Takt.»

Eine Herausforderung, um die Verkehrswende zu schaffen, seien Angebote im ländlichen Raum, gerade angesichts gestiegener Mobilität. «Deshalb brauchen wir einen großen Schritt auch bei der letzten Meile.» Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel «vor der Haustür» sei zu erleichtern und zu verbessern. «Das ist in der Großstadt einfach, aber im Odenwald wird das schon schwieriger», sagte der DB Regio-Chef. «Deshalb ist die Frage, wie bringe ich die Regionalexpresse oder S-Bahnen zu den Menschen und umgekehrt?»

Eine Lösung werde in integrierter Mobilität gesehen, um flexible Zubringer zu den existierenden Bus- und Bahnlinien zu schaffen. «Wir haben uns bei der DB schon vor ein paar Jahren entschieden, in diese neue Mobilitätsform zu investieren, etwa bei uns im Bus-Bereich», sagte Sandvoß. «Jetzt, wo auch die ältere Generation von 70 plus gut mit dem Handy umgeht, haben wir eine echte Chance, mit den Lösungen aus kleinen Fahrzeugen plus App-Steuerung integrierte Mobilität anzubieten.»

(dpa)

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