Der scheidende Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sieht vor allem in der fehlenden Sozialpolitik einen Grund für die Niederlage der Union bei der Bundestagswahl im September. „Es fehlte uns die personelle und die inhaltliche Breite, vor allem auf dem Gebiet, das für uns als CSU immer essenziell war: die Sozialpolitik für die kleinen Leute“, sagte Seehofer dem „Spiegel“. Manchmal hätte er deswegen vor Ärger am liebsten den Fernseher aus dem Fenster geworfen, sagte der 72-Jährige. „Olaf Scholz sprach von Rentengarantie, von Mindestlohn, von Respekt. Und was kam von uns? Nichts.“
Seehofer zufolge hat die CSU nicht genug für Entlastungen der Bürger geworben. „Entlastung, na schön. Was soll man bei dem Wort denken?“ Die Abschaffung der kostenlosen Corona-Tests sei für viele jedenfalls keine Entlastung. „Oder dass Mieter die höheren Heizkosten wegen des höheren CO2-Preises selbst zahlen sollen? Auch keine Entlastung“, kritisierte der CSU-Politiker. Gegen Ende seiner Amtszeit habe er sich immer weiter von seiner eigenen Fraktion distanziert. Es sei kein Geheimnis, dass er zuletzt „nicht unbedingt in einem Liebesverhältnis zur Fraktion stand“