Auch das Side Event war gestern ein großer Erfolg – und bot viele Einsichten. Die Lage im Ahrtal hat wieder gezeigt, dass Spontanhelfer eine große Unterstützung für die Bevölkerung vor Ort bieten und oft viel schneller und unkomplizierter agieren als größere Organisationen. So ein Priester, der spontan nachts seine Gemeinde durch das Läuten der Kirchenglocken gewarnt hat. Zukünftig könnten Spontanhelfer auch als „schnelle Einsatztruppe“ agieren, wenn sie zum Beispiel durch Führungskräfte und Ortskundige koordiniert und gezielt eingesetzt werden. Sie benötigen dabei eine Ausbildung (die es teils schon gibt), die so frühzeitig und vielseitig wie möglich geschehen muss. Vielleicht ist das auch eine Chance für die Resilienzbildung der ganzen Bevölkerung, wichtig ist immer das Wir-Gefühl, wie Andreas Karsten (DGSM Tech) betonte: „Bevölkerungsschutz fängt bei der Bevölkerung an.“
Trotzdem bestehen Probleme, wie ein unklarer Versicherungsschutz – BBK weist darauf hin, dass es eigentlich über die Unfallversicherung abgedeckt wäre - und man muss sie natürlich erst einmal erreichen und schulen – Social Media und Influencer können hier helfen. Fest steht: Wir müssen uns auf das Unvorhersehbare vorbereiten, und Voßschmidt betonte, dass es immer vorhandenes Wissen gibt, das man einsetzen kann. Auch zu Extremhochwasserereignissen im Ahrtal gab es schon Erfahrungen, die aber aus den Risikoanalysen ausgeklammert wurden – dabei muss man das Bewusstsein hier schärfen. Martha Wingen (IWW RWTH) erklärt: „Wenn unser Modell die Höhe des Wasserpegels der Ahr ausgerechnet hätte, hätten wir wahrscheinlich alle gedacht, dass wir das Modell falsch kalibriert haben.“
Wichtiger als die Vorbereitung auf bestimmte Gefahrenlagen ist die Vorbereitung auf die Ungewissheit und Großschadenslagen. Fazit: „Im Mittelpunkt aller unserer Überlegungen muss der betroffene Mensch stehen. Miteinander ist besser als nebeneinander, ist besser als gegeneinander.“ So sieht auch die Zukunft des Bevölkerungsschutzes aus, und gerade die Integration von Top-down und Bottom-up-Ansätzen wird vom Präsident des BBK Armin Schuster sehr unterstützt. Am 07.11. trifft sich das BBK mit verschiedenen Hilfsorganisationen zu dem Thema – Beteiligung und Anregung sind herzlich willkommen!