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Inflation und Corona trüben Konsumklima

06:08
26.08.2021
Das Konsumklima in Deutschland wird schlechter. Nach der jüngsten Verbraucherumfrage des Nürnberger GfK-Instituts sind die Einkommenserwartungen zwar leicht gestiegen. Aber nachlassende Konjunkturerwartungen, steigende Preise und neue Corona-Sorgen bremsen die Lust auf größere Einkäufe. Der GfK-Konsumklimaindex sank von -0,4 Punkten im August auf -1,2 Punkte im September.

Die Konjunktureuphorie habe abgenommen, hieß es. Hinzu komme, dass die Inflation in Deutschland im Juli auf 3,8 Prozent stieg. Rasant steigende Preise aber wirkten sich erfahrungsgemäß «dämpfend auf die Konsumlaune aus», sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl am Donnerstag. Angesichts der Niedrigzinsen «empfinden die privaten Haushalte die Inflationsraten als noch bedrohlicher für ihre Kaufkraft», auch wenn ein großer Teil ein Einmal-Effekt nach der befristeten Senkung der Mehrwertsteuer 2020 sei.

Dazu kommen wieder zunehmende Corona-Infektionen und Diskussionen über den Umgang mit Ungeimpften. Das habe «die Konsumenten spürbar verunsichert», sagte Bürkl: «Sie befürchten, dass Beschränkungen sogar wieder verschärft werden könnten. Dies drückt derzeit offenbar auf die Konsumstimmung.» Ein ungetrübtes Einkaufserlebnis sei mit Maskenpflicht und Abstandsregeln ohnehin nicht möglich.

Die Anschaffungsneigung ging zurück. Der Indikator fiel von 14,8 auf 10,3 Punkte. Die GfK befragt jeden Monat im Auftrag der EU-Kommission 2000 Menschen. Die Studie zum Konsumklima ist ein Auszug aus der Gesamtbefragung.

(dpa)

Nicht nur Corona - Die größten Baustellen an den Schulen

06:08
26.08.2021
Die Corona-Krise hat viele Probleme an den Schulen aufgedeckt und manche verschärft: fehlende Technik, wackeliger Online-Unterricht, lückenhafte Kommunikation. Manche Schülerinnen und Schüler wurden nur schlecht erreicht, Lernrückstände haben sich vergrößert. Bund und Länder steuern mit einem sogenannten Aufholprogramm dagegen.

Doch daneben gibt es andere Großbaustellen im deutschen Schulsystem, die durch Corona überdeckt wurden, auf denen aber unbedingt auch weitergearbeitet werden muss, fordern Bildungsgewerkschaften mit Blick auf die Bundestagswahl und die kommenden vier Jahre.

«LEHRERMANGEL DRAMATISCH»

«Der Lehrkräftemangel ist in Deutschland seit Jahren dramatisch», erklären die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Nach Berechnungen der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) dürfte vor allem im Sekundarbereich I, also oberhalb der Grundschule, und an den Berufsschulen bis 2030 Lehrermangel herrschen.

Als Gegenmaßnahme fordern die Gewerkschaften eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um mehr Menschen für den Beruf zu gewinnen. Konkret: die Bezahlung aller Lehrkräfte mit Hochschulabschluss nach Tarif A13 bei Beamten und nach E13 bei Angestellten. Viele Lehrkräfte an Grundschulen werden etwa schlechter bezahlt als ihre Kolleginnen und Kollegen an weiterführenden Schulen.

VBE und GEW setzen sich außerdem für bessere Arbeitsbedingungen durch «multiprofessionelle Teams» ein. An Schulen sollten demnach zur Unterstützung der Lehrkräfte je nach Bedarf Gesundheitsfachkräfte, IT-Administratoren, Schulsozialarbeiter und Sozialpädagogen, Psychologen oder auch Integrationshelfer eingesetzt werden.

Der Deutsche Lehrerverband fordert eine grundsätzliche Verbeamtung aller Lehrkräfte, den Abbau befristeter Arbeitsverhältnisse und den Aufbau einer «Unterrichtsreserve im Umfang von 10 Prozent aller Lehrerstellen», wie Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger auf Anfrage mitteilte.

TOILETTEN, FENSTER, TURNHALLEN

Marode Turnhallen, kaputte Schultoiletten oder Fenster in Klassenräumen, die sich nicht öffnen lassen, sind ein Dauerthema. 2017 hatte die damalige große Koalition ein Schulsanierungsprogramm aufgelegt: 3,5 Milliarden Euro für Schulgebäude in finanzschwachen Kommunen. Doch die Bildungsgewerkschaften sehen weiterhin einen «Modernisierungs- und Sanierungsstau» und verweisen auf Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau, wonach es bei den Schulen einen «Investitionsrückstand» von 46,5 Milliarden Euro gibt.

GEW und VBE fordern daher ein «Zehn-Jahresprogramm» für die Modernisierung der Schulen. Der Lehrerverband ist für «eine Neuauflage eines umfassenden Schulsanierungsprogramms».

Zu den Toiletten oder Turnhallen kommen nun noch die Luftfilteranlagen hinzu, die durch Corona auf die Bau-Liste gekommen sind. Das Umweltbundesamt empfiehlt langfristig Wärmetauschanlagen, bei denen Frischluft von außen angesaugt und gleichzeitig durch die nach außen strömende Abluft erwärmt wird (Wärmerückgewinnung). Das sei die nachhaltigste Lösung für den Abtransport von Viren, Kohlendioxid und Feuchte. Das gilt auch dann, wenn Corona einmal vorbei ist.

DIGITALISIERUNG

In der Pandemie wurden Leihlaptops für bedürftige Schüler angeschafft und Dienstgeräte für Lehrkräfte. Dabei ging es aber vor allem darum, dass der sogenannte Fernunterricht halbwegs funktionierte. Bei der Schuldigitalisierung steht vor allem die Infrastruktur in den Schulen im Mittelpunkt: schuleigenes Wlan, Smartboards statt Kreidetafeln, Tablets für interaktiven Unterricht. Der Bund hatte ein massives Förderprogramm mit mehr als fünf Milliarden Euro (Digitalpakt Schule) aufgelegt, um das voranzutreiben.

Dies müsse durch einen «Digitalpakt 2» fortgeschrieben werden, fordert Lehrerverbandspräsident Meidinger. Auch VBE und GEW fordern eine «Verstetigung» und «erhebliche Aufstockung» der Mittel und mehr Fortbildungsangebote für Lehrkräfte in der Digitalisierung. Die Technik muss schließlich auch bedient und im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden können.

Die beiden Gewerkschaften sind außerdem dagegen, dass Bildungsplattformen von privaten Anbietern genutzt werden. Stattdessen müsse sich der Staat um «datenschutzkonforme und hoch leistungsfähige Plattformen zum Lehren, Lernen und Kommunizieren» kümmern. 2,5 Milliarden Euro pro Jahr seien nötig, um Systeme und Geräte auf aktuellem Stand zu halten.

MEHR BERLIN IM BILDUNGSSYSTEM ODER NICHT?

Bildung ist ein heikles Thema in Deutschland: Das Grundgesetz schreibt vor, dass die Bundesländer für alles zuständig sind, was nicht ausdrücklich laut Grundgesetz in der Hand des Bundes liegt. Schulen sind damit Ländersache. Wenn Berlin zu viel reinredet, gibt es regelmäßig scharfen Gegenwind aus den Ländern.

Allerdings hat der Bund die dickere Schatulle. Also müssen sich die Länder, wenn sie Fördergelder wie beim Digitalpakt Schule wollen, auf Vereinbarungen und Verträge mit dem Bund einlassen, die regeln, wo das Geld hinfließen soll und wie kontrolliert wird, ob es auch dort ankommt. Das sind jedes Mal zähe und langwierige Verhandlungen.

VBE und GEW sind dafür, die strengen Zuständigkeitsregeln aufzubrechen und das sogenannte Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in der Bildung abzuschaffen, «um die notwendigen Milliardenbeträge in Bildung investieren zu können und dem Bund eine dauerhafte Finanzierung des Bildungssystems zu ermöglichen». Der Lehrerverband ist der Ansicht, eine bessere Kooperation von Bund und Ländern wäre auch ohne Verfassungsänderung möglich.

CORONA

Und auch Corona fehlt nicht in der Liste der Baustellen, denn so schnell dürften die Folgen an den Schulen nicht verdaut sein. Lehrerverbandspräsident Meidinger fordert ein «langfristig weiterfinanziertes, über das nächste Schuljahr hinausreichendes Aufholprogramm für Schüler, die in der Pandemie abgehängt worden sind.» Auch VBE und GEW kritisieren, das bisher aufgelegte zwei Milliarden Euro schwere Aufholprogramm des Bundes zur Finanzierung von Nachhilfekursen, Sozial- und Freizeitangeboten sei nur «ein Tropfen auf den heißen Stein». Es müsse grundsätzlich mehr Geld ins System Schule fließen für eine langfristige Ausrichtung auf individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen.

(dpa)

Erziehungswissenschaftler: Corona verstärkt Skepsis bei Ausbildung

06:07
26.08.2021
Die Corona-Pandemie hat aus Sicht des Erziehungswissenschaftlers Andreas Walther die Zurückhaltung von Jugendlichen am Ausbildungsmarkt verstärkt. «Sie wollen vermeiden, in Berufe gesteckt zu werden, aus denen sie nicht mehr problemlos herauskommen», sagte der Professor für Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Donnerstag). «Corona hat die Skepsis der Jugendlichen, ob das, was die Gesellschaft ihnen als Karrierechancen, Jobs oder Ausbildung bietet, wirklich zu ihnen passt, noch verstärkt.»

Da die Durchlässigkeit zwischen Berufsbildung und anderen Bildungsgängen in Deutschland vergleichsweise gering sei, hätten die Jugendlichen «Angst in einer Sackgasse stecken zu bleiben», sagte Walther. Es sei zwar wichtig, Jugendliche zu einer Ausbildung zu motivieren. Gleichzeitig müsse man aber anerkennen, dass die Zurückhaltung durchaus gerechtfertigt sei. «Wir müssen an der Durchlässigkeit des Bildungs- und Ausbildungssystems arbeiten», sagte Walther. «Generell sollte es kein verlorenes Jahr sein, wenn man eine Ausbildung beginnt und abbricht.»

(dpa)

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