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Hausärzte befürworten geplante Abkehr von Inzidenz

04:31
24.08.2021
Der Hausärzteverband befürwortet die Pläne der Bundesregierung, die Beschränkungen im öffentlichen Leben nicht mehr allein an die Corona-Inzidenz zu knüpfen. «Die Bewertung des Infektionsgeschehens müsste längst mehr Aspekte als nur die Inzidenz einbeziehen», sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt der «Rheinischen Post» (Dienstag). «Die geplante Berücksichtigung der Hospitalisierungsrate ist deshalb ein richtiger erster Schritt, und dafür wurde es auch höchste Zeit.» Es gehe darum, die Belastung des Gesundheitswesens abzubilden. «Diese ist im Moment moderat, und sie wird vor allem durch Personen verursacht, die nicht geimpft sind.»

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag im ZDF gesagt: «Die 50er-Inzidenz im Gesetz, die hat ausgedient.» An die Stelle der Inzidenz soll die Rate der Corona-Fälle im Krankenhaus treten. Details der geplanten Neuregelungen blieben zunächst offen. Derzeit schreibt das Infektionsschutzgesetz vor, dass bei Überschreitung eines Schwellenwertes von über 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen umfassende Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind.

Hingegen hatte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach scharfe Kritik an den Plänen der Bundesregierung geübt. «Es wäre zu riskant, wenn wir künftig nur auf einen nachgelagerten Warnwert wie den der
Krankenhauseinweisungen schauen», bekräftigte er in der «Rheinischen Post». «Alle ungeimpften Menschen, besonders die vielen Millionen Kinder, werden der Durchseuchung ausgesetzt, wenn wir alles laufen
lassen.» Er warnte: «Meine Prognose ist, dass noch vor der Bundestagswahl die Inzidenzwerte so rasant gestiegen sein werden, dass auch die Krankenhausfälle wieder deutlich steigen und die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern sich gegenseitig
die Schuld für ein mögliches Versagen geben werden.»

Dagegen meinte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der Plan der Regierung gehe in die richtige Richtung. Für die Beurteilung der Lage sei vor allem die Hospitalisierungsrate auf den Normal- sowie Intensivstationen entscheidend. Wichtig seien auch die Test-Positivrate, die Impfquote und die Altersstruktur der Infizierten.

(dpa)

Spahn verteidigt Pläne zur Abkehr von der 50er-Inzidenz

04:30
24.08.2021
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die geplante Abkehr von der Corona-Inzidenz als maßgeblichen Gradmesser für Einschränkungen in Deutschland verteidigt. Er sagte am Montag in den ARD-«Tagesthemen», niemand habe gesagt, dass die Inzidenz gar kein Maßstab mehr sein solle. «Was klar ist: Die 50er Inzidenz, wie sie aktuell im Gesetz steht, hat ausgedient.» Nach den Impffortschritten könne man jetzt stärker auf die Krankenhausbelastung abheben. «Aber auch diese Frage hängt ja mit der Inzidenz zusammen. Umso mehr sich infizieren, desto mehr werden natürlich auch weiterhin in den Kliniken behandelt werden müssen», sagte Spahn.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sich gegen eine Abkehr von der Inzidenz als wichtigen Corona-Wert ausgesprochen. Die geplante Neuordnung sende «ein falsches Signal», als wenn die Inzidenz nun überhaupt nicht mehr wichtig wäre und man nur noch auf die Zahl der Krankenhauseinweisungen schauen müsste, sagte Lauterbach am Montag dem TV-Sender Phoenix. «Das halte ich für falsch, weil auch viele derjenigen, die erkranken und nicht ins Krankenhaus müssen, schwer erkranken und langfristige Schäden davontragen.»

Derzeit schreibt das Infektionsschutzgesetz vor, dass bei Überschreitung des Wertes von über 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen umfassende Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind.

(dpa)

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