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20210706143555

Weniger Impf-Wirksamkeit in Israel? Charité-Experte vorsichtig

14:34
06.07.2021
Nach Berichten aus Israel über eine verringerte Wirksamkeit der Pfizer/Biontech-Impfung gegen die Delta-Variante des Coronavirus warnt ein Charité-Experte vor schnellen Schlüssen. «Diese Zahlen muss man noch etwas mit Vorsicht betrachten. Es ist methodisch schwierig in einem solchen Setting wie in Israel mit niedrigen Inzidenzen und lokalen Ausbrüchen die genaue Effektivität der Impfung zu bestimmen», teilte Leif Erik Sander auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag mit. Daten aus Großbritannien deuteten darauf hin, dass der Impfschutz kurz nach der zweiten Dosis nur geringfügig reduziert sei bei Delta - verglichen mit der bisher vorherrschenden Alpha-Variante.

Dass der Immunschutz mit der Zeit etwas nachlasse, sei allerdings auch denkbar, erklärte Sander. In Israel sei sehr früh geimpft worden. Dass vor allem der Schutz vor einer Weitergabe des Virus mit der Zeit nachlassen könnte, wird schon länger befürchtet - er gilt als weniger langlebig als der Schutz des Geimpften selbst. «Man muss also die Zahlen weiter genau beobachten», so Sander.

Grundsätzlich sei anzunehmen, dass es durch die Delta-Variante häufiger zu sogenannten Durchbruchinfektionen - also Infektionen bei Geimpften - und auch zur Weitergabe des Virus durch Geimpfte kommen könne, bekräftigte Sander. Er hob jedoch hervor, dass sich sowohl in Israel als auch in Großbritannien zeige, dass die Impfung «sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen schützt».

In Israel hat die Wirksamkeit der Pfizer/Biontech-Impfung nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen. Parallel habe sich die aggressivere Delta-Variante im Land ausgebreitet. Seit dem 6. Juni sei die Wirksamkeit der Impfung bei der Verhinderung einer Infektion in Israel auf 64 Prozent gesunken. Dies sei auch bei der Verhinderung einer Erkrankung mit Symptomen der Fall. Allerdings wehre die Impfung demnach zu 93 Prozent eine schwere Erkrankung und Krankenhausaufenthalte ab.

(dpa)

Wichtige Geschlechterunterschiede kommen in Covid-Studien kaum vor

14:33
06.07.2021
Obwohl sich das Coronavirus unterschiedlich auf Frauen und Männer auswirkt - etwa bei Todesfällen - findet das in den meisten klinischen Studien keine Berücksichtigung. Dabei müssten Frauen und Männer unterschiedlich behandelt werden, stellt eine am Dienstag veröffentlichte internationale Analyse unter Beteiligung der Universität Bielefeld fest.

Während der Pandemie habe sich herausgestellt: «Männer sind häufiger von schweren Krankheitsverläufen betroffen, müssen öfter im Krankenhaus behandelt werden und sterben schließlich im Zusammenhang mit dem Virus auch öfter.» Woran das liege, sei bisher nicht vollständig erforscht.

Ebenso gebe es einen Zusammenhang zwischen der sozialen Geschlechterrolle und der Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus anzustecken. Dementsprechend steige das Ansteckungsrisiko von Frauen, weil sie häufiger als Pflegekräfte tätig seien und in Berufen mit viel Kundenkontakt arbeiteten.

«Das zeigt: Gender und Geschlecht müssen in klinischen Studien und in der Gesundheitspolitik berücksichtigt werden», bilanzierte Medizin-Professorin Sabine Oertelt-Prigione von der Universität Bielefeld. Eine Analyse von fast 4500 internationalen Covid-19-Studien habe aber ergeben, dass nur vier Prozent ausdrücklich vorsahen, diesen Effekt in ihre Analyse einzubeziehen. Studien mit dem Fokus auf Frauen untersuchten meist den Einfluss des Virus auf Schwangerschaften. In publizierten Forschungsartikeln zu klinischen Studien sei das Thema Geschlecht und Gender in jeder fünften Analyse erwähnt worden.

«Wir sehen zunehmend, dass Frauen und Männer auf die Behandlung mit Medikamenten unterschiedlich reagieren», stellte Oertelt-Prigione fest. «Wenn dieser Zusammenhang in Studien ignoriert wird, kann das langfristig zu ernsthaften, ungewollten Nebeneffekten führen.» Die Geschlechterunterschiede in den Blick zu nehmen, habe bei Covid vielfach dazu beigetragen, die Infektion besser zu verstehen. «Es wird uns auch helfen, die medizinischen Behandlungen zu verbessern.»

(dpa)

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