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Neue Corona-Lockerungen auf Mallorca: Innengastronomie auch abends

13:55
02.06.2021
Auf Mallorca normalisiert sich das Leben wegen der guten Entwicklung der Pandemie-Lage immer mehr. Neben anderen Lockerungen der Corona-Regeln werden die Gastronomen der spanischen Urlaubsinsel und der anderen Balearen Ibiza, Menorca und Formentera von Sonntag an wieder auch abends ihre Innenräume öffnen dürfen, wie die Regionalregierung mitteilte. Die Sperrstunde für Gastronomie und Einzelhandel wird zudem von 23.00 auf 24.00 Uhr verlegt. Bei privaten Zusammenkünften dürfen sich ab Sonntag im Freien bis zu 15 Personen treffen, in privaten Innenräumen maximal 10. Bisher waren jeweils höchstens Gruppen von acht sowie von sechs Menschen zugelassen.

Bereits am Montag hatte die Regionalregierung mitgeteilt, dass die nächtliche Ausgangssperre am Sonntag zu Ende gehen wird. Bis dahin dürfen Einheimische und Touristen zwischen Mitternacht und 6.00 Uhr ihr Haus oder Hotel weiter nur mit triftigem Grund verlassen. Der Besuch von Stränden und Parks ist von Sonntag an bis 22.00 Uhr erlaubt (bisher 21.00 Uhr), und bei Sport-, Musik- und anderen Veranstaltungen im Freien sind künftig bis zu 2000 Besucher zugelassen.

Einige strenge Auflagen gelten aber weiterhin wie etwa die Maskenpflicht auch im Freien. In den Innenbereichen von Cafés, Bars und Restaurants dürfen höchstens 50 Prozent der Plätze belegt werden, an einem Tisch dürfen maximal vier Personen sitzen. Draußen können zwar alle Tische aufgestellt werden, an jedem dürfen aber nur maximal acht Gäste Platz nehmen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Madrid haben sich zuletzt auf den Balearen 17 Menschen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen mit dem Coronavirus infiziert. Diese Sieben-Tage-Inzidenz ist derzeit die niedrigste in Spanien und ähnlich niedrig wie die in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, die beide einen Wert von 18 aufweisen und in Deutschland im Kampf gegen Corona am besten da stehen.

Ein Corona-Sommer so unbeschwert wie im Vorjahr? Was jetzt anders ist

13:34
02.06.2021
Die Einstufung des Corona-Risikos ist von «sehr hoch» auf «hoch» herabgesetzt worden und viele Corona-Maßnahmen werden gelockert: Nach über einem Jahr Pandemie wünschen sich viele einen Sommer ohne Virussorgen. Doch wer die Infektionszahlen noch genau im Blick behält, stellt fest: Das Absinken der Sieben-Tage-Inzidenz ist gestoppt. Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwoch stieg die Zahl der Infektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche den zweiten Tag in Folge leicht an. Der Wert wird nun mit 36,8 angegeben. Auch die Zahl der pro Tag gemeldeten Neuinfektionen liegt über dem Niveau von Mittwoch vergangener Vorwoche.

RKI-Chef Lothar Wieler hatte am Dienstag gesagt, Modellierungen ließen einen leichten vorübergehenden Inzidenzanstieg erwarten. Das RKI bringe dies mit Öffnungsschritten in Zusammenhang. Auch ein Einfluss der Feiertage auf die Meldezahlen ist anzunehmen.

Mit erneutem exponentiellem Wachstum der Fallzahlen rechnet das RKI laut Wieler bei vorsichtigen Öffnungen allerdings zunächst nicht. Bei den RKI-Modellierungen zu Wechselwirkungen zwischen der Aufhebung von Maßnahmen und der Impfkampagne ist aber zum Beispiel eine mögliche Ausbreitung ansteckenderer Varianten nicht berücksichtigt, es wird auch eine Impfbereitschaft von 85 Prozent bei Menschen ab 60 Jahren angenommen.

Trotz dieser gewissen Unsicherheiten äußern sich derzeit auch andere Experten eher optimistisch. «Ein wenig aufatmen können wir auf jeden Fall», sagte der Virologe Ulf Dittmer der «Rheinischen Post» (Online Dienstag). Gleichzeitig mahnte er, dass man nicht glauben dürfe, das Virus sei verschwunden. Ausbrüche, etwa in ungeimpften Gruppen, könnten die Inzidenz kurzzeitig nach oben treiben. «Ich denke aber, eine vierte Welle ist in Deutschland inzwischen ausgeschlossen.»

Wie Dittmer appelliert auch der Charité-Virologe Christian Drosten, am Tragen von Masken festzuhalten: Masken in Innenräumen seien weiter eine wichtige Schutzmaßnahme, von denen die Menschen auch Gebrauch machen sollten, erklärte er auf dpa-Anfrage. Eine von ihm geleitete Studie hatte gezeigt, dass die Infizierten mit der aktuell häufigsten Virusvariante in Deutschland etwa zehnmal mehr Virus ausscheiden. Für Ansteckungssituationen ist laut Drosten nur ein gemeinsam genutzter Luftraum erforderlich, zum Beispiel ein mäßig belüfteter Innenraum, und eine bestimmte Zeit, in der man diese Luft gemeinsam nutzt.

Ein Sommereffekt sei bei den weit verbreiteten Erkältungscoronaviren beschrieben, erklärte Drosten: Dabei führe nicht nur die Temperatur, sondern vor allem auch der geringere Anteil von Kontakten in Innenräumen zu einem Rückgang von Infektionsereignissen. «Der "Sommereffekt" ist signifikant, aber nicht so hoch wie wir uns das alle wünschen würden», betonte er. Anhand einer Modellierung von US-Epidemiologen könnten Übertragungen im Sommer etwa um ein Fünftel (21 Prozent) reduziert werden. «Das ist nach meiner Meinung eine Richtschnur für den saisonalen Effekt auch bei SARS-CoV-2 in den kommenden Monaten», so Drosten.

Manche Menschen erinnern sich an die viel niedrigeren Sieben-Tage-Inzidenzen vor rund einem Jahr: Damals waren die Werte sogar einstellig gewesen. Anfang Juni 2020 wurden weniger als drei Infektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche verzeichnet. Warum sprechen die Behörden in der aktuellen Lage dann trotzdem von erfreulichen Entwicklungen? Ein direkter Vergleich der Situation von damals und heute ist nur sehr eingeschränkt möglich, denn viele Grundvoraussetzungen haben sich geändert.

«Wir sind nicht in einer Situation, die vergleichbar ist mit dem Ende der ersten Welle», sagte Drosten vergangene Woche bei einer Expertenanhörung im Begleitgremium Covid-19-Pandemie des Bundestags. Man könne von damals nicht auf heute schließen. Das Virus sei mittlerweile viel regelmäßiger in der Bevölkerung verteilt, sowohl geografisch als auch in den Altersgruppen.

Anfang Juni, am Ende der ersten Welle, lag die Zahl der gleichzeitig behandelten Covid-19-Intensivpatienten laut Divi-Intensivregister bei über 600. Derzeit sind es bei abflauender dritter Welle immer noch deutlich mehr als 2000. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer an Infizierten mittlerweile durch verstärktes Testen wohl besser ausgeleuchtet ist als noch zu Beginn der Pandemie. Kinder zum Beispiel, die meist nicht schwer an Covid-19 erkranken, waren anfangs selten getestet worden.

Die Zahl der wöchentlichen Labortests lag im April und Mai 2020 meist in einer Größenordnung von 300 000 bis 400 000 pro Woche. Zeitweise waren die Kriterien für einen Test recht eng gefasst. In diesem Frühjahr waren es wöchentlich je mehr als eine Million PCR-Tests und sogar 1,4 Millionen in der 16. Kalenderwoche. Der Anteil positiver Tests hatte Anfang Juni 2020 bei 1,0 Prozent gelegen, während RKI ihn nach jüngsten Daten mit 5,82 Prozent angab.

Hinzu kommt ein seit Wochen immer breiter werdendes Angebot an Selbst- und Schnelltests: Positive Fälle fließen allerdings nur in die RKI-Statistiken ein, wenn sie im Labor bestätigt wurden.

Die Aussagekraft der Inzidenz verändert sich aber zunehmend durch die Impfungen, von denen man sich weniger schwere Verläufe und Todesfälle erwartet. Das dürfte auch das Gesundheitssystem entlasten. Die Ansteckungen konzentrieren sich laut Epidemiologen nun vor allem auf die Gruppe der bisher noch nicht Geimpften oder Genesenen.