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Britische Schulen stellen Regierung vernichtendes Corona-Zeugnis aus

07:46
05.08.2021
Britische Schulleiter haben ihrer Regierung einer Umfrage zufolge für die ersten Monate der Pandemie ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Von knapp 300 Befragten gaben mehr als 70 Prozent der Leitenden an, es habe «zu viel Input und zu viele Informationen» gegeben, wie aus einer Analyse im «British Educational Research Journal» hervorgeht.

Die Umfrage von Forschern der Universität Cambridge und des University College London bezieht sich auf die ersten drei Monate der Pandemie im vergangenen Jahr, in der die Schulen zuerst geschlossen waren und dann teilweise wieder ihren Betrieb aufnahmen. In dieser Zeit gab es den Studienautoren zufolge mehr als 200 Änderungen an gesetzlichen Vorgaben, die sich teilweise mehrmals täglich änderten. Ein Problem sei gewesen, dass die Öffentlichkeit Änderungen oft zeitgleich mit den Schulen erfahren habe. So hätten Eltern bereits angerufen, bevor Schulleiter die neuen Vorgaben hätten lesen können.

«Wir dachten, die größte Herausforderung für Schulleiter während des Lockdowns sei das Wohl der Schüler gewesen», sagte Erstautor Peter Fotheringham laut einer Mitteilung. Tatsächlich sei aber die Kommunikation des Bildungsministeriums und anderer Behörden für die Schulleiter «überwältigend» gewesen. Immer wieder sei das Wort «Lawine» für das Ausmaß an Informationen und darauffolgenden Änderungen in den Befragungen gefallen.

Die Forscher verweisen darauf, dass auch während der Schweinegrippe im Jahr 2009 britische Schulen geschlossen waren, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß. Es hätte also bekannt sein können, dass Ankündigungen der Regierung Schulen vor Probleme stellen können. «Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass wir diese Lektionen nicht gelernt haben», so Fotheringham.

Verschärfungen für Ungeimpfte? SPD gegen Spahns Vorschlag

07:04
05.08.2021
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stößt nicht nur bei FDP und Linken auf Widerspruch mit seinem Vorschlag, die Corona-Regeln für Ungeimpfte zu verschärfen - sondern auch beim Koalitionspartner SPD. Spahns Position sei nicht die der Bundesregierung, sagte die sozialdemokratische Bundesjustizministerin Christine Lambrecht der «Augsburger Allgemeinen» (Donnerstag). «Es liegen keine Pläne dieser Art auf dem Tisch.» Mehrere SPD-Landesregierungschefs wiesen den Vorschlag des CDU-Bundesministers klar zurück.

SPAHNS VORSCHLAG: Sein Ressort hatte in einem Bericht, der an den Bundestag und die Länder ging, Vorschläge aufgelistet, um die vierte Corona-Welle möglichst flachzuhalten. Besonders für Ungeimpfte könnten abhängig von der Impfquote, der Inzidenz und der Rate schwerer Klinikfälle ab bestimmten Grenzwerten erneut weitergehende Einschränkungen notwendig werden, hieß es darin unter anderem. Dazu zählten Kontaktbeschränkungen und die Begrenzung der Teilnahme oder gar ein Ausschluss bei Veranstaltungen und in der Gastronomie - also auch mit negativem Test. Zusammenfassen lässt sich das mit der Formel «2G statt 3G», wobei letzteres für «Geimpft, Genesen, Getestet» steht.

«Für essenzielle Dinge wie öffentliche Verkehrsmittel oder den Rathaus- oder Krankenhausbesuch muss es die Möglichkeit geben, auch nur mit einer Maske oder mit Test Zugang zu haben», erklärte Spahn im «Münchner Merkur» (Donnerstag). «Aber für Discos, Stadien oder Theater, also Bereiche, die nicht zur Grundversorgung gehören, kann ich mir auch einen Zutritt nur für Geimpfte oder Getestete vorstellen.» Auch ein beschränkter Zugang für Ungeimpfte sei denkbar: «Dass zum Beispiel zu einem Fußballspiel im Bayern-Stadion 30 000 Geimpfte und dazu noch 2000 Getestete kommen dürfen.»

WAS DIE SPD SAGT: Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte lehnte das in der «Bild»-Zeitung (Donnerstag) ab: «Ich halte es für falsch und rechtlich unzulässig, Ungeimpfte vom öffentlichen Leben auszuschließen.» Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte: «Niemand soll vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden.» Mit negativem Test sollten Ungeimpfte weiter zum Beispiel an Veranstaltungen teilnehmen dürfen. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig erklärte in dem Blatt, es sei wichtig, dass sich mehr Menschen impfen ließen. «Drohungen bringen uns da nicht weiter. Wir müssen überzeugen.»

SPD-Bundestagsfraktionsvize Bärbel Bas sagte der «Welt»: «Die bestehenden Testangebote sollten weiter genutzt werden und den Zugang zu Angeboten in Innenräumen auch ermöglichen.» Allerdings stellte Bundesministerin Lambrecht zugleich klar, dass private Veranstalter, Geschäftsinhaber und Gastronomen Vertragsfreiheit haben und selbst entscheiden können. «Wer seinen Gästen einen besonderen Schutz anbieten will, kann deshalb auch Angebote machen, die sich nur an Geimpfte richten», sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.