Die SPD in Baden-Württemberg hat die Landesregierung für ein Hin und Her bei der Reihenfolge der Impfberechtigten kritisiert. «Man impft nicht mit Schlagzeilen. Es braucht klare Reihenfolgen und kein Prioritäten-Gezappel», teilte der Gesundheitsexperte der SPD-Landtagsfraktion, Rainer Hinderer, am Sonntag mit.
In den vergangenen Tagen sei praktisch in jedem Dokument der Landesregierung eine andere impfberechtigte Gruppen benannt worden, ohne dass die Mitarbeiter in Telefonzentren eine korrekte Auskunft darüber gehabt hätten oder die Internetplattform dazu funktioniert habe, so Hinderer. Die Landesregierung erzeuge durch ihr Vorgehen Verwirrung und Chaos.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte jüngst dafür plädiert, die Priorisierungen beim Impfen zu lockern, sollte Impfstoff wegen der Zurückhaltung von Menschen nicht genutzt werden. Die Priorisierung sei wichtig, zumindest solange der Impfstoff Mangelware sei. «Zugleich können wir es uns nicht leisten, dass Impfstoff herumsteht und nicht verimpft wird, weil Teile der Berechtigten ihn ablehnen. Dann müssen wir dieses strenge Regiment auflockern und Menschen impfen, die nach der Priorisierung noch nicht an der Reihe wären», betonte Kretschmann im Gespräch mit der «Welt am Sonntag».
Die Landesregierung hatte zuletzt sowohl für Lehrkräfte und Erzieher als auch für Polizisten eine vorgezogene Corona-Impfung angekündigt. In den Empfehlungen zur Impfreihenfolge der Ständigen Impfkommission sind diese Personengruppen erst zu einem späteren Zeitpunkt berücksichtigt.
Da jedoch insbesondere der Astrazeneca-Impfstoff bei einigen Menschen auf Vorbehalte trifft und Dosen deshalb zum Teil nicht gleich geimpft werden, hatten zahlreiche Politiker auch in anderen Bundesländern eine Abkehr von der bislang geplanten Impfreihenfolge gefordert. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) etwa sagte dazu der «Bild am Sonntag»: «Bevor er liegen bleibt, impfen wer will. Es darf keine Dose von Astrazeneca übrig bleiben oder weggeschmissen werden.»