Das Robert Koch-Institut (RKI) ist der hoch umstrittenen Frage nach dem Beitrag von Schulen zur Pandemie in Deutschland nachgegangen. Eine Analyse von Meldedaten und Studien lege nahe, dass Schülerinnen und Schüler «eher nicht als "Motor" eine größere Rolle spielen», aber dass es auch bei ihnen zu Übertragungen komme und Ausbrüche verhindert werden müssten. Das schreibt das RKI in einer am Donnerstag veröffentlichten Online-Publikation. Schulausbrüche stehen laut dem Papier in engem Zusammenhang mit der Inzidenz (Fallzahlen auf 100 000 Einwohner) in der Bevölkerung.
Lehrkräfte spielten «eine vielleicht wichtigere Rolle» als Schüler, heißt es. Die Autoren merken auch an, dass Schulen bei einer Ausbreitung ansteckenderer Virusvarianten einen größeren Beitrag zum Infektionsgeschehen leisten könnten. Seit Wochen wird in Deutschland ein Anstieg des Anteils der in Großbritannien entdeckten Mutante B.1.1.7 an positiven Corona-Proben beobachtet.
Bedenken muss man bei der RKI-Untersuchung, dass die Autoren vor allem auf Meldedaten blicken, die auf laborbestätigten Corona-Fällen beruhen. Sie weisen selbst auf eine Reihe von damit verbundenen Einschränkungen hin: Insbesondere Grundschüler wiesen relativ häufig keine Symptome auf oder der Beginn der Erkrankung lasse sich schwer zuordnen. Möglicherweise werde eine «größere Anzahl» asymptomatischer Infizierter nicht erfasst und die Größe von Ausbrüchen unterschätzt. Anhand einer großen österreichischen Studie könne aber angenommen werden, «dass dieser Fehler vermutlich nicht substanziell groß ist».