Deutschlands Autohandel macht die Coronakrise zu Jahresbeginn schwer zu schaffen. Im Januar und Februar bestellten Privatkunden im Vergleich zu den Vorjahresmonaten etwa 60 Prozent weniger Neuwagen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) unter 2032 Betrieben ergab. Die Befragung lief bis zum 23. Februar, sie bezog sich auf den Handel - und nicht auf Bestellungen direkt beim Autohersteller. Bei Firmenkunden lag der Rückgang den Angaben zufolge bei 52 Prozent.
Das Minus liegt an der Tatsache, dass die Autohäuser in allen Bundesländern außer in Thüringen für den Verkauf geschlossen sind und dass nur online oder per Telefon bestellt werden kann. Nur die angeschlossene Werkstatt der Autohäuser ist geöffnet. Ein weiterer Grund für den heftigen Order-Einbruch dürfte die zum Jahreswechsel wieder auf 19 Prozent angehobene Mehrwertsteuer sein - in den Monaten zuvor hatte sie nur bei 16 Prozent gelegen.
ZDK-Präsident Jürgen Karpinski forderte eine schnelle Öffnung des Verkaufs, auch weil die Räume groß seien und sich darin üblicherweise nur wenige Kunden aufhielten. Man werde umfangreiche Schutzmaßnahmen einhalten. «Autohandelsbetriebe sind keine Corona-Hotspots», betonte er. Das Frühjahrsgeschäft ist für die Branche wichtig, weil sich viele Kunden dann zum Kauf entscheiden.
Sollte die Politik den Autohandel geschlossen lassen, setzt das Branchensprachrohr auf Klagen. Einzelne Unternehmen sollen wegen der Corona-Schutzverordnung des jeweiligen Bundeslandes vor Gericht ziehen und hierbei vom ZDK finanziell und juristisch unterstützt werden. Zwei solcher Klagen gab es bereits, diese scheiterten.
Der Verband legte Jahreszahlen vor, die insgesamt nicht so schlecht aussahen: Der Gesamtumsatz im Kfz-Gewerbe sank 2020 nur um 0,7 Prozent auf 184,8 Milliarden Euro. Geholfen hat hierbei, dass die Nachfrage nach Gebrauchtwagen anzog und die Preise für diese Autos stiegen - das brachte Geld in die Kassen, der Umsatz mit gebrauchten Pkw bei markengebundenen Händlern stieg um 14,8 Prozent auf 62,6 Milliarden Euro - so hoch war der Wert noch nie. Das Geschäft von freien, herstellerunabhängigen Kfz-Händlern schnellte sogar um ein Drittel nach oben auf 19,2 Milliarden Euro, auch dies ein Höchstwert. Der Verkauf von neuen Pkw sackte 2020 hingegen um 14,4 Prozent auf 62,9 Milliarden Euro ab.
Auch in den Werkstätten lief es in Sachen Geschäft mau - weil weniger Menschen unterwegs waren, kam es zu weniger Unfällen und damit auch zu weniger Reparaturaufträgen. Alles in allem sank der Branchenumsatz leicht. In Deutschland gibt es den Angaben zufolge rund 36 600 Autohäuser und Kfz-Werkstätten, die 436 000 Mitarbeiter haben.