Das in weiten Teilen ausgefallene Geschäft im Corona-Jahr 2020 hat die Deutsche Messe AG wieder in die roten Zahlen gedrückt. Nachdem 2019 noch rund 14,5 Millionen Euro übrig geblieben waren, meldete das Unternehmen am Mittwoch laut vorläufigen Zahlen ein Minus von 83 Millionen Euro. Wegen der Pandemie hatten mehrere Großveranstaltungen in Hannover abgesagt werden müssen - darunter die weltgrößte Industrieschau Hannover Messe und die IAA Nutzfahrzeuge.
Für das laufende Jahr hofft man auf die Wiederaufnahme wichtiger Bereiche, auch mit Hilfe neuer Digitalmessen und Mischkonzepte. Zugleich fährt die Messegesellschaft einen umstrittenen Sparkurs. Der zweite Vorstand Andreas Gruchow werde das Unternehmen Ende März verlassen, hieß es nun. Berichten zufolge hatten Betriebsräte und Gewerkschafter dem Management jüngst ihr Misstrauen ausgesprochen. Bis 2027 soll die Zahl der Beschäftigten von 730 auf 480 sinken.
Die Messe hatte sich schon auf deutliche Corona-Spuren in der Bilanz eingerichtet. Das Vorjahr war vergleichsweise gut gelaufen, 2019 hatte der Umsatz knapp 350 Millionen Euro betragen. 2020 sackte er dann auf weniger als ein Drittel (100 Mio Euro) ab. Die gesamte Messebranche lag wegen der Kontaktbeschränkungen zuletzt über große Strecken brach. In Hannover kommt hinzu, dass das normale Geschäft in ungeraden Jahren aufgrund des Ausstellungszyklus meist stärker ist als in geraden Jahren - diese sind nur eingeschränkt vergleichbar.
2021 läuft die Hannover Messe als reines Digitalformat. Mit Online-Präsentationen der Aussteller, Videokonferenzen und einem Vernetzungs-Tool sollen vom 12. bis zum 16. April Grundlagen für ein «Hybridmodell» aus Präsenzmessen und Austausch über das Netz gelegt werden. Bis September soll auch der neue Mobilfunk- und Datenstandard 5G einsatzbereit sein, einschließlich eines eigenes «Campusnetzes».
Messechef Jochen Köckler sprach von einem «Jahr des Übergangs», das vergangene sei das schwierigste in der Firmengeschichte gewesen. 2022 seien dann auch neue Messen geplant. Aufsichtsratschef Belit Onay - grüner Oberbürgermeister von Hannover - sieht die Messe «aufgrund der grundsätzlichen Neuaufstellung und neuen Marktorientierung auf einem steinigen, aber richtigen Weg». Köckler bleibe als Chef weitere fünf Jahre, während sich Gruchow «dankenswerterweise bereit erklärt» habe, sein Mandat «im besten Einvernehmen niederzulegen». Die Deutsche Messe AG gehört jeweils zu gut der Hälfte der Stadt Hannover und dem Land Niedersachsen, die Region Hannover hält weitere 0,1 Prozent.
(dpa)