Letztes Update:
20210218130949

Impffläschchen-Hersteller Gerresheimer mit blendenden Aussichten

13:07
18.02.2021
Die Coronapandemie ist Rückenwind für die Geschäfte des Pharmazulieferers Gerresheimer. 2020 stieg der Konzernumsatz leicht auf 1,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Der Jahresabschluss war stark, im vierten Quartal zogen die Erlöse deutlich an. Insgesamt kletterte der Nettogewinn 2020 um 7,2 Prozent auf 89,9 Millionen Euro.

Allerdings schwächelte das Kosmetikgeschäft im Jahresverlauf - zum Beispiel Parfum-Flacons verkauften sich 2020 deutlich schwächer als zuvor, weil die Menschen in Zeiten von Homeoffice und wegen geschlossener Restaurants deutlich weniger Duftwässerchen kaufen. Die Nachfrage aus der Pharmabranche zog hingegen an und machte die Kosmetik-Schwäche mehr als wett.

Gerresheimer gehört mit Schott aus Mainz und Stevanato aus Italien zu den weltweit größten Herstellern von Fläschchen, die für Vakzine genutzt werden. Bis Ende 2022 will Gerresheimer rund eine Milliarde solcher Behältnisse für Coronaimpfungen an die verschiedenen Hersteller liefern - ein Fläschchen beinhaltet bis zu zehn Dosen. Insgesamt rechnet Gerresheimer damit, mehr als ein Drittel des weltweiten Bedarfs an Vakzinfläschchen abzudecken.

Für die Corona-Behältnisse rechnet Gerresheimer mit Verkaufserlösen von etwa 40 Millionen Euro, vier Millionen davon kamen schon 2020 in die Firmenkasse. Den großen Reibach macht der Konzern nicht, schließlich kostete der Ausbau der Fertigungsstätten den Angaben zufolge 30 Millionen Euro. Die Vakzinbehältnisse für Europa stellt Gerresheimer in je einem Werk in Frankreich und Polen her, in Düsseldorf hat Gerresheimer nur seinen Verwaltungssitz.

Firmenchef Dietmar Siemssen wies darauf hin, dass das Thema Corona angesichts von Mehrfachimpfungen und Mutationen «hochdynamisch» sei. «Wenn wir feststellen, dass das eine [...] regelmäßige Impfung wird und der Bedarf langfristiger wird, dann werden wir gegebenenfalls noch weiter investieren.»

Sollten zukünftig regelmäßige Coronaimpfungen notwendig sein, könnte sich der Bedarf der Pharmabranche in einigen Jahren allerdings ändern. Dann würden die Vakzine vielleicht nicht mehr in Glasfläschchen geliefert, die Mediziner mit Einmalspritzen herausholen und verabreichen, sondern in vorgefüllten und zur Anwendung fertigen Glasspritzen - so wird dies mitunter bei normalen Grippeschutzimpfungen gehandhabt. Gerresheimer bliebe im Geschäft, weil die Firma auch diese Produkte herstellt.

Für das Unternehmen mit seinem Milliardenumsatz ist die Impfzulieferung zwar nur ein Seitenstrang - aber einer, der deutlich mehr Gewicht bekommen könnte. «Die Bedeutung von Impfungen wird auch jenseits von Covid zunehmen», sagt Konzernboss Siemssen.

Den Großteil ihres Geschäfts macht die Firma mit dem Verkauf von Arzneibehältnissen für Augentropfen, Nasensprays, Hustensäfte oder Asthmawirkstoffe - ob aus Kunststoff oder aus Glas. Auch Insulin-Pens liefert der Konzern mit weltweit 10 000 Mitarbeitern.

Siemssen sieht die Perspektiven von Gerresheimer positiv. «Seit dem Ausbruch der Pandemie ist das Bewusstsein für Gesundheit nochmal stark gestiegen», sagt er. «Die generelle Zunahme chronischer Krankheiten und eine alternde Bevölkerung sind ebenfalls wichtige Trends.» Solche Entwicklungen würden Gerresheimer nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden weiteren wirtschaftlichen Aufschwung geben. Der Aufsichtsrat der Firma ist zufrieden mit seiner Arbeit - er verlängerte Siemssens Vertrag um fünf Jahre bis Herbst 2026.

(dpa)

Alle externen Inhalte nachladen?
Datenschutzerklärung
nachladen